Eine bekannte Sängerin wird festgenommen, man wirft ihr gefährliche Körperverletzung vor, weil sie wissentlich ungeschützten Sex mit Männern hatte, obwohl sie HIV-infiziert ist. Etliche Medien erichten darüber, der Boulverard sogar auf der Titelseite, „Bild“ ist sogar der Meinung, man habe sie eingesperrt, um Männer vor der Ansteckung zu schützen. Die Sängerin wehrt sich, ihr Anwalt erwirkt eine einstweilige Verfügung gegen „Bild“ und andere.
Wenn man die unterschiedlichsten Reaktionen der letzten Tage hört, man könnte tatsächlich meinen, ungeheuerliche Angriffe gegen die Pressefreiheit seien im Gange: Die Abendzeitung kommentierte unter einer großen Schlagzeile „Verboten“, Bild-Chef Kai Diekmann fragte sich, wer eigentlich alles Richter werden dürfe – und die WAZ verstieg sich inzwischen gar zu der verniedlichenden Auffassung, man müsse künftig wohl Prominente in ein „Mäntelchens des Schweigens“ hüllen (das hat bei der WAZ aber anscheinend Methode, Chefredakteur Reitz droht gar: Wir sind immer da!). Als Beispiele für die zu bemäntelnden Promis nennt die Autorin übrigens Monica Lierhaus und Gaby Köster – und wer angesichts der schweren Erkrankungen der beiden spöttisch meint, man müsse solche Menschen wohl in ein Mäntelchen hüllen, der entlarvt sich selber.
In Frage gestellt ist tatsächlich nur eines: ein Geschäftsmodell, das darauf fußt, mit privaten Geschichten, mit Vorverurteilungen Geld zu machen. Mit Pressefreiheit hat das ungefähr gar nichts zu tun.