„Was ist denn da los?“, fragt man sich bei Meedia.de – und meint damit den vermeintlich katastrophalen Absturz vom Trashportal Zoomer in der Zuschauergunst. Dabei ist das Ganze ziemlich unüberraschend. Erstaunlich in den letzten Wochen war ja nur eines: dass die Noch-Zoomer-Truppe es geschafft hat, ein ohnehin eher erbärmliches Angebot einem Relaunch zu unterziehen, an dessen Ende das Angebot tatsächlich noch erbärmlicher aussieht.
Fangen wir mal bei so etwas banalem wie der Optik an. Ich bin kein Grafiker und maße mir auch sicher keine alllzuhohe Kompetenz in Designfragen an – aber was man sich bei Zoomer während des Relaunchs ausgedacht (gedacht??) hat, sieht ein bisschen so aus, als hätte sich eine Pennälertruppe nach der ersten Koksparty des noch jungen Lebens an den Rechner gesetzt, ausprobiert, was sich mit InDesign so machen lässt und dann entvervt das Spielzeug wieder in die Ecke gesetzt. Ein derartig groteskes Missverhältnis zwischen Schriftarten, Schriftgrößen und Fotos ist mir jedenfalls schon lange nicht mehr untergekommen; dass man da auch noch Worte in der Überschrift trennt, was soll´s noch groß?
Mindestens genauso bizarr ist die Themenauswahl. Natürlich kann man ein Portal für ein junges Publikum thematisch nicht so aufstellen wie, sagen wir, Zeit online. Aber mit dieser Agenda, wie sie Zoomer nicht nur heute nachmittag, sondern eigentlich ungefähr immer hat, steht das Portal vermutlich deutschlandexklusiv da. Man muss ja nicht gleich kapieren, nach welchen Kriterien diese Geschichten gerankt werden, aber wenn es das ist sein sollte, was wirklich wichtig ist, hat Zoomer entweder eine skurrile Redaktion oder selten eigenartige Leser. Ein gefakter türkischer Karnevalsverein ist jedenfalls eine derartige Anti-Geschichte, dass man sie wirklich niemandem vorsetzen kann. Und ganz nebenbei bemerkt: Wenn man schon ein Nachrichtenportal lancieren will, sollte man auch so etwas Ähnliches wie eine Nachrichtenkompetenz vermitteln. Nicht mal ein 14-Jähriger traut Zoomer zu, die Welt erklären zu können, wenn man allen Ernstes solche Geschichten als Aufmacher präsentiert.
Und irgendwie scheinen erwachsene Medienmacher ja immer noch dem Irrglauben zu unterliegen, wenn man Medien für ein junges Publikum machen wolle, müsse man ein wenig stammelig rüberkommen und auf elementare Grundsätzer halbwegs gepflegter Sprache verzichten. Von Rechtschreibung und Zeichensetzung reden wir lieber erst gar nicht. Bei Zoomer liest sich das dann so:
(…)Denn natürlich hatten alle erschienen Journalisten den Artikel zur Hand und fragten den Pseudo-Gründungsmitgliedern Löcher in den Bauch, beäugten sie komisch, einer rief sogar ‚Wollt ihr uns verarschen?’. „Ich antwortete ‚Nö!‘ und dann wurden wir immer mutiger. Wir stellten unsere Forderungen nach einer Quotenregelung für das Dreigestirn und nach gesitteterem Feiern beim Karneval. Wir präsentierten auch unseren Rosenmontagswagen – einen roten Flitzer“, sagt die 27-Jährige. Brenlzig wurde es, als sie die Anwesenden mit ‚Hellau‘ statt dem im Köln typischen „Alaaf“ begrüßte.
Die Sache wäre spätestens aufgeflogen wenn ihr jemand eine Frage auf Türkisch gestellt hätte. „Mit dem Kopftuch sah ich zwar sehr türkisch aus, aber ich spreche kein Wort dieser Sprache“, sagt sie. Dann wäre der Dritte im Bunde, Pierre M. Krause hinter einer Tür hervorgesprungen gekommen und hätte gerufen ‚reingefallen‘. Der konnte aufgrund seiner medialen Bekanntheit nicht an der Aktion teilnehmen.
Neben den Medien sollte aber auch der Kölner Karneval ins Visier genommen werden. „In dieser Beziehung verstehen die Kölner einfach keinen Spaß“, so Korneli, die schon des öfteren beim Karneval war und dabei nicht immer die besten Erfahrungen gemacht hat. „Ganz schlimm finde ich Männer, die beim Karneval denken, sie könnten mich angrabschen.“
Eine restlos irrelevante Themenauswahl, ein grauenvolles Layout, Journalisten, denen es an Witz, Idee, Kreativität fehlt – warum sollte sich das in den Nutzerzahlen nicht auch entsprechend niederschlagen? Und hat eigentlich irgendwann irgendjemand nochmal Uli Wickert bei Zoomer gesehen?
Liebe Holtzbrincker, stampft es ein, das Ding. Selbst das, was ihr als Überbleibsel in die neue Großredaktion packen wollt.
Bubbles babbeln …
meine prognose: bis die bei zoomer den stecker ziehen wird es noch eine weile dauern. eine kiste in dieser grössenordnung von heute auf morgen zu versenken würde für zu viele karrierknicks sorgen: während die chefs das nächste riesending anzetteln, dürfen die journalistischen nachwuchskräfte – bis zur entlassung – noch etwas sterbebegleiter spielen.