Im Schweinsgalopp durch die Medienwoche

Via FAZ: Die Tageszeitungen in Detroit werden künftig nur noch an drei Tagen in der Woche zugestellt; an den anderen Tagen kann man sich eine ziemlich abgespeckte Version am Kiosk holen. Weitere Konsequenzen: Stellenabbau um rund 200, dazu eine verstärkte Konzentration auf die Onlineauftritte. Ähnliches hatte bereits der Christian Science Monitor gemacht: Die gedruckte Ausgabe kommt nur noch samstags als eine Art Wochenzeitung/Wochenzusammenfassunf; an den anderen Tagen kann man den CSM online lesen. Dirk Manthey schlug in Meedia.de diese Woche eine solche Lösung als neues Geschäftsmodell vor, was sich insoweit als Innovation relativiert, wenn man eben weiß, dass es schon jemanden gibt, der just dieses Modell ausprobiert. Was nichts daran ändert, dass es auch in Deutschland irgendwann demnächst mal solche Experimente geben wird (ob den Verlagen das jetzt übermäßig passt oder auch nicht). Die Frage ist lediglich: wer und wann.

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Lustig auch, dass es derzeit eine ganze Reihe Zeitungsverleger gibt, die sich selbst gegenseitig Mut- und Ideenlosigkeit vorhalten. Mein prägender Eindruck aus 2008: Zwischen Reden und Handeln herrscht in ziemlich vielen Verlagen eine ziemlich große Diskrepanz.

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Scoop des Tages: Der Datenskandal bei der LBB wurde anscheinend von zwei hungrigen Kurierfahrern ausgelöst. Die hatten Hunger auf Stollen, der eigentlich für die Frankfurter Rundschau bestimmt war. Stattdessen bekamen die Kollegen Kreditkartendaten. Investigativer Journalismus der ganz anderen Sorte. Die Aufregung ist mir eh nicht ganz klar: Ich kenne Banken, die senden ganze Kundenstammblätter einschließlich der Kontostände per Fax durch die Gegend. Die landen dann nicht immer da, wo sie landen sollten. Wäre an sich größerer Recherche wert, interessiert nur im Zeitalter der Milliardenverluste und der gezielten Telekomspitzeleien keine alte Sau. Für mich trotzdem ein Beleg, dass Banken mit Daten schon immer sehr salopp umgegangen sind, auch wenn die zuständige Pressestelle von einem „Einzelfall“ spricht (wie nicht anders zu erwarten).

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Natürlich hätte es auch wieder Ulkiges aus der Reihe „Online worst“ gegeben. Verzichtet habe ich deswegen darauf, weil es für die geneigte Leserschaft irgendwann eher langweilig wird, immer wieder dem gleichen Dilletieren zuzusehen. Dass sie online nicht wirklich gut können in Passau, ist zur Genüge rübergekommen. Und sofern sie nicht wieder ganz atemeraubende Dinge anstellen, soll es das erst einmal mit „Online worst“ gewesen sein.

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Und wenn Sie demnächst noch alle Kollegen bei ProSiebenSAT1 und die dazugehörigen Stellen richtig zuordnen können: Glückwunsch!

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