So also endete jetzt die Geschichte vorläufig: Die Lokalredaktion der PNP bleibt zerschlagen, der neue Lokalchef ist nach mannhaftem ungefähr halbtägigem „Widerstand“ des Betriebsrats jetzt doch implementiert – und die Journalistengattung zeigt ein merkwürdiges Verständnis von Kampfgeist. Der „Bürgerblick“ in Passau nennt die heutige Entwicklung einen Beleg dafür, dass die Verlegerin klein beigegeben habe (sie wird sich köstlich amüsieren angesichts dieser Einschätzung) und der Betriebsratsvorsitzende hat den Husarenstreich per Unterschrift abgesegnet, weil für die geschassten Kollegen ja „sozialverträgliche“ Lösungen gefunden wurden. Tatsächlich hat der Verlag bekommen, was er wollte: eine unliebsame Redaktion handstreichartig aufzulösen, einen Betriebsrat, der mit dem Minimum zufrieden ist (die Leute werden nicht entlassen, sondern „nur“ versetzt) und eine Chefredaktion, die schweigend daneben sitzt, ganz so, als ginge sie das Ganze nichts an. Und das alles in einem Haus, das sich aus der Tarifbindung schon lange verabschiedet hat und ihren Redakteuren Gehälter deutlich unterhalb ebendieses Tarifs bezahlt. Ich bin bestimmt kein großer Freund von Gewerkschaften und dem ganzen Kram, aber ich frage mich schon, wie eigentlich künftig Journalisten für Dinge wie Courage oder auch Moral im Wirtschaftsleben (ein großes Thema bei der jüngsten Veranstaltung bei der PNP) einfordern wollen, wenn man selbst schon glücklich ist, dass die Prügel nicht zu derb ausgefallen sind.
Dabei ist das, was man jetzt für die betroffenen Redakteure erreicht hat, ohnehin das Minimum: Eine Kündigung wäre vor keinem Arbeitsgericht der Welt durchzusetzen gewesen, der Verlag hätte die Leute also teuer rauskaufen bzw. abfinden müssen. So aber mobbt man sie weg in andere Redaktionen und vertraut darauf, dass die Stigmatisierten irgendwann mal freiwillig gehen (ein Spiel, das im Übrigen der Come-Böcker Rudolf Kollböck schon während seiner Chefredakteurs-Zeiten in der PNP ziemlich gut beherrscht hat). „Klein beigeben“ und „sozialverträglich“ sieht anders aus.
Und, mit Verlaub: Was ist das eigentlich für eine Chefredaktion, die einen externen Berater en passant ihre eigenen Redaktionen zerlegen lässt?
Man kann, und das ist das eigentlich Schlimme an diesem Vorgang, erahnen, wie künftig noch mehr als bisher schon bei der PNP Journalismus gemacht wird: mit eingezogenem Kopf, mit der Schere und dem Wissen im Kopf, jederzeit auf einem Schleuderstuhl zu sitzen und dem Gutdünken einer Geschäftsführerin ausgeliefert zu sein. Vorwerfen kann man das keinem einzigen der betroffenen Redakteure; die Chefredaktion hat in den vergangenen Tagen ja vorgemacht, wie man sich selbst der völligen Bedeutungslosgkeit preisgibt.
Persönlich wäre mir das egal, weil sich mein Weltbild und mein gesundes Halbwissen nicht aus einer journalistischen dpa-Wiederaufbereitungsanlage speisen. Möglicherweise aber das von vielen anderen hunderttausend Menschen, die hier leben. Die PNP ist weitgehend immer noch ein Monopolblatt.
(Und dann noch ne Rechenaufgabe für notorisch rechenschwache Journalisten: Wenn Frau Tucci-Diekmann 1973 geboren ist, wäre es hübsch, sie nicht dauerhaft als „33jährige Jungverlegerin“ zu bezeichnen. Wäre schön, am Rande bemerkt, wenn nicht einer dauernd vom anderen abschriebe.)