Vorhin nochmal das Geschreibsel vom Liveblogging aus Hamburg angeschaut und festgestellt, dass es in der Quintessenz womöglich wesentlich negativer klingt als es eigentlich gemeint war. Dabei fand ich weder die Elefantenrunde noch den Rest des Tages gestern wirklich schlecht. Nein, zu richtig neuen Erkenntnissen bin ich nicht gekommen, aber immerhin soweit, dass ich das, was ich mir in den letzten Monaten im stillen Kämmerlein so gedacht habe, allmählich bestätigt fühle. Wenn man auf dem Podium die Herren Büchner, Sadrozinski und Wegener so reden hört, bekommt man eine Ahnung davon, dass Onlinejournalismus endgültig erwachsen geworden ist und nicht mehr in irgendwelchen finsteren Abstellkammern stattfindet, die in den Häusern bisher noch ungenutzt waren. Wenn mir gestern ein wenig die Diskussion gefehlt hat, lag das weniger am Thema oder an den Leuten als vielmehr daran, dass der Kern der gestrigen Veranstaltung eigentlich nicht diskutabel ist: Wenn insbesondere Zeitungsverlage sich noch dagegen wehren, ernsthaftes Onlineengagement zu betreiben (und ernsthaft meint nicht: Onlineredaktion mit einem Redakteur, einem Praktikanten und Honorarsätzen von 30 € für ein Video), dann lasst sie doch. Das Thema wird sich innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre von selbst erledigen. Vor kurzem hätte ich diese Galgenfrist noch ein wenig länger angesetzt, aber diese hübsche kleine dräuende Krise am Werbemarkt wirkt wie ein hübscher kleiner Teilchenbeschleuniger. 2010 also wird die Landschaft allmählich anders aussehen als heute und dabei erwischt es vor allem Pratikantenonlineredaktionen. Und tschüss.
Von dem her waren also gestern auf der gesamten Tagung keine wirklich rasend neuen Erkenntnisse zu erwarten – es trieben sich dort ja eh die rum, die es kapiert haben, während die Nichtbekehrten Wochenende machten, weil seit hundert Jahren bei Tageszeitungen am Samstag nicht gearbeitet wird.
Was ich mir für die nächsten beiden Jahre von denen wünschen würde, die gestern da waren und es vulgo kapiert haben: noch mehr Mut, noch mehr journalistische Eigenständigkeit und noch mehr eigenes, wirklich multimediales Storytelling. Noch sind mir viele Onlineangebote zu sehr elektronische Tageszeitung. Aber auch das wird sich ändern. Spätestens dann, wenn auch das Massenpublikum sich vom Wundertütenprinzip der Tageszeitung abgewendet hat.