Drei Einführungstage mit zwei nagelneuen Klassen an der DJS bedeutet nicht nur, drei Tage versuchen zu erklären, was zur Hölle eigentlich da draußen los ist, sondern auch, sich mit Fragen zu befassen, mit denen man sich vorher möglicherweise noch nie befasst hat und auf die man eigentlich auch keine wirklich gute Antwort hat. Um ehrlich zu sein: gar keine.
Eine davon, die in diesen drei Tagen immer wieder aufgetaucht ist: Warum wird man das Gefühl nicht los, dass andere, beispielsweise in den USA oder in Großbritannien, uns in Sachen Onlinejournalismus so verdammt weit voraus sind? Ist das so – und wenn ja: warum?
Und wenn man dann mal so eben über die Kollegen von nyt.com stoplert (mal wieder, ich weiß), dann bekommt man eine Ahnung, dass es sich tatsächlich nicht bloß um ein Bauchgefühl handelt, wenn man meint, der Onlinejournalismus in Deutschland wäre in erster Linie ideenlos und/oder von latentem Ressourcenmangel geprägt. Natürlich wird es einen nicht zu unterschätzenden technischen Aufwand bedeuten, einen 90-Minuten-Film in Kapitel zu unterteilen, eine thematische Timeline anzubringen, ein Transkript zu erstellen, das wahlweise auch durch eine Analyse der Times-Redakteure ersetzt werden kann – aber ich befürchte ein wenig, dass ich keine Redaktion bei uns kenne, die überhaupt auf die Idee gekommen wäre, so etwas zu machen, selbst dann nicht, wenn die Ressourcen, die man nicht hat, zur Verfügung gestanden wären. Jedenfalls, was die NYT gemacht hat, ist mal wieder großartig und sieht so aus:
Zwischendrin begegnet man dann auch noch jemanden, der gerade in ziemlich anstregende Tarifverhandlungen mit Verlegern involviert ist und der sich ziemlich drüber beklagt, dass sich die Verleger ziemlich beklagen, weil sie für 2009 jetzt wohl doch mit einer heftigen Krise rechnen. Von den Einstellungsstopps bei FAZ und Gruner&Jahr war schon zu hören und so ganz nebenbei lese ich heute, dass man bei BMW und seinen 20.000 Mitarbeitern in Dingolfing im November die Produktion so weit drosseln wird, dass man eine Woche lang die Bänder anhält. Man kann sich dann wiederum vorstellen, dass BMW vielleicht nicht mehr ganz so viele schöne Anzeigen schalten wird und dass die Menschen, die dann eine Woche lang zuhause sitzen müssen, auch nicht mehr so konsumieren wie erst noch vor einem Jahr. Krise also überall, der man entkommen könnte, würde man sich vom bisherigen Krempel lösen und sich auf das konzentrieren, was die Zukunft sein wird. Die Zukunft wird es jedenfalls nicht sein, totes Holz auf Lastwägen durch die Nacht zu fahren, um den Menschen zu erzäheln, was gestern so alles war. Selbst dann nicht, wenn es noch so viele schicke Kongresse mit dem Titel „Print lebt!“ gibt.