Man hört nicht mehr sehr viel Gutes vom Handy-TV in Deutschland und so gut wie gar nichts mehr vom einstmals als nicht sehr viel weniger als eine Revolution angepriesene P2P-Fernsehen „Joost“. Das mag in den einzelnen Fällen unterschiedliche Gründe haben, eines aber haben Joost und Mobile 3.0 gemeinsam: Sie setzen auf lineare Programme als Prinzip (Mobile 3.0 mehr, Joost weniger), Lineare Programme allerdings sind in den künftigen Zeiten des allgegenwärtigen Internets so ziemlich das langweiligste, was man sich vorstellen kann. In der U-Bahn zappen, am Rechner im konventionellen Sinne fernsehen? Uninteressant, wenn man sich überlegt, dass man mühelos via Laptop und Handy genau das sehen kann, wonach einem gerade ist.
Video und bewegtes Bild als Inhalt sind also keineswegs tot, wie man aus den Joost- und Mobile-Geschichten schlussfolgern kann. Nur der äußere Rahmen, in die man diese bewegten Bilder stecken will, passen nicht. Mein Programm-Direktor bin ich selber – nicht Mr. Joost, nicht Herr Mobile (und endlich kann ich diese leere Phrase mal irgendwo mit halbwegs gutem Gewissen anbringen).
Joost habe ich ganz am Anfang mal ausprobiert und dann recht bald wieder deinstalliert weil mich das Programm, die Inhalte einfach nicht angemacht haben. Dazu kam, dass die geforderten technischen Voraussetzungen mit meiner Rechnerausstattung und Leitungsqualität nur sehr bedingt zusammenpasste, sodass die vielen Aussetzer den Genuss am Programm noch einmal erheblich heruntersetzte.
Warum sollte man sich schwachsinnige Inhalte in schlechter technischer Qualität antun?
Dasselbe vermute ich für Mobile 3.0. bei dem die Bildschirmgröße und die Preismodelle der Netzanbieter weitere Abschreckungsfaktoren darstellen. Beides war von Anfang an abzusehen wurde aber von verschiedener Seite vollmundig weggelobt.
Hypes werden immer wieder von interessierter Seite provoziert, zumeist von Anbieterseite der benötigten Infrastruktur oder Endgeräte. Man erinnere sich an die Milliardenversteigerung der UMTS Lizenzen. Was mich dabei immer wieder wundert ist, dass die Leute, deren Job es ist, Geschäftsmodelle zu entwickeln und durchzurechnen offenbar kindliche Naivität und Leichtgläubigkeit als Hauptcharaktereigenschaften aufweisen.
Ich behaupte: weit, weit vor der örtlichen, zeitlichen und programmatischen Unabhängigkeit beim Medienkonsum kommen als Auswahlkriterium der breiten Masse die inhaltliche Relevanz (nicht unbedingt die Qualität) sowie die preisliche Attraktivität. Da wird niemand dran vorbei kommen.
Das gilt übrigens auch für das (stationäre) Bezahlfernsehen, egal ob als Abo oder als Pay per View Modell. Das sind immer nur wenige, die darauf einsteigen, und interessanterweise meiner Beobachtung nach hauptsächlich solche, die es sich eigentlich gar nicht leisten können oder sollten.