Zeit-DF

Videos sind eine prima Sache. Vor allem, wenn man es, wie ich, gerne etwas visueller mag, dann weiß man es sehr zu schätzen, dass man Videos heute überall sehen und nutzen kann. Das führt dann nebenher dazu, dass ich noch nie so viel Video geschaut und gleichzitig so wenig Fernsehen genutzt habe wie momentan. Wenn ich es mir recht überlege, dann halte ich die Befreiung aus den Klauen von Sendeschamata eigentlich für die größte Errungenschaft der Digitalisierung.

Genau aus diesem Grund ist mir auch ziemlich unklar, was die Verlagshäuser (gleichgültig ob nun Holtzbrinck, die WAZ oder sonstwer) mit den meist gut abgehangenen Videos der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender wollen. 100 Sekunden „heute“ finde ich beispielsweise bei zeit.de immer noch eigenartig deplatziert. Davon abgesehen, dass es irgendwie hilfreich wäre, wenn man wüsste, von wann diese 100-Sekunden-Ausgabe stammt, sehe ich nicht, was ich als Zeit- oder WAZ-Leser von diesen Beiträgen hätte. Und noch viel weniger sehe ich, inwieweit die Zeit oder der Westen davon profitieren sollten. Die einzige, die wirklich profitieren, sind die Sender: Die bekommen einen neuen Abspielkanal und lassen sich dafür auch noch „angemessen“ bezahlen; ganz so, als seien die Beiträge nicht zumindest schon mal vorfinanziert worden (Gebühren).

Im umgekehrten Fall finde ich es eher unangemessen, welchen Inhalt die Blätter dafür bekommen. Material, das bereits ausgestrahlt worden ist; Material ohne jegliche Exklusivität; Material, das in keiner Weise die eigene Marke auch nur im Ansatz stärkt. Niemand wird die Marke „Zeit“ auch nur ein kleines bisschen toller finden, weil sie jetzt Nachrichten abstrahlt, auf denen ziemlich deutlich erkennbar ZDF steht. Und die man sich mühelos an vielen anderen Stellen im Netz auch besorgen kann. Um ZDF oder WDR zu schauen, muss ich wirklich nicht zu Zeit oder Westen gehen. Insofern bin ich gespannt, wie lange die Begeisterung der Blätter für die öffentlich-rechtlichen Resterampen noch anhalten wird.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Thomas Wanhoff

    ich glaube nicht dass die großen Verlage wirklich eine videostrategie haben. die meisten sehen das als notwendiges Übel.

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