…finde ich das ja schon für in Ordnung, wenn sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk dem digitalen Zeitalter nähert und öffnet. Den Video-Deal zwischen WDR und DerWesten halte ich aber für hochgradig fragwürdig. Nicht aus der Sicht der WAZ, als vielmehr aus der Sicht des WDR.
De facto verkauft/lizensiert dabei also ein mit Gebührengeldern finanzierter Sender seine Inhalte an einen kommerziellen Anbieter. Unabhängig davon, inwieweit ein Rundfunkstaatsvertrag die „content syndication“ von ÖR-Programmen deckt, fragt man sich ja dann doch schon: Warum die WAZ, warum nicht – beispielsweise – die Glocke in Oelde? Kommt dann also nur derjenige in den Genuss von WDR-Material, der am meisten Geld hat oder die besten Drähte zur Intendantin? Und nach welchen Maßstäben werden die Inhalte generell verteilt? Wie´s dem Sender gerade beliebt?
Ärgerlich und fragwürdig ist auch, dass sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten durch die Hintertür einen neuen Vetriebskanal schaffen, auf dem sie nichts verloren haben. Nichts dagegen, wenn ARD und ZDF auch anständige Online-Plattformen haben, ich würde sogar soweit gehen, dass deren Inhalte noch viel zugänglicher (siehe: die vielgerühmte BBC) sein müssten. Wir (im Sinne von: wir Gebührenzahler) haben diese Inhalte schließlich schon bezahlt. es wäre also durchaus legitim, sie auch an „uns“ wieder zurückzugeben. Dass aber jetzt ausgewählte Zeitung zur Abspielstation von WDR-Formaten werden, ist in dieser Form nicht hinnehmbar.
Dass die Zeitungen damit auch inhaltlich eine enorme Chance verspielen, sei nur am Rande erwähnt. Wie will man sich als multimediale Plattformen mit guten (und lokalen) Bewegtbildinhalten positionieren, wenn man dann doch nichts anderes macht, als gut abgehangenes Fernsehzeugs zu präsentieren? Dem Online- und Multimediajournalismus jedenfalls tut man damit sicher keinen Gefallen, der eigenen Marke auch nicht.
Aber vielleicht ist das auch genau das Kalkül: Wer nimmt eigentlich Regionalzeitungen denn überhaupt noch als publizistisch eigenständige Marke wahr?