So was wie Wahlen sind für Nachrichtenseiten immer ein Gradmesser. Nicht nur für ihre Beliebtheit und Reputation, sondern auch intern: Klappen unsere Workflows? Schaffen wir es, innerhalb kürzester Zeit flexibel auf sehr unterschiedliche Nachrichtenlagen zu reagieren?
Man kann inzwischen, so viel ist sicher, sehr verlässlich übers Web Wahlabende erleben, kein Mensch braucht mehr die Wahlsendungen im TV, die ja doch zu meist sehr ermüdenden Ritualen erstarrt sind. FAZ.net war heute abend sensationell schnell mit einer sehr soliden Kurz-Zusammenfassung draußen, knapp drei Minuten schneller als SPON beispielsweise. Zwischen 18 und 18.03 hatten dann nahezu alle relevanten Seiten die wichtigsten Schlagzeilen drauf; außer mit N24 ausgerechnet die Seite, die ja bekanntermaßen in den nächsten drei Jahren zu den Top 5 gehören will. An die Struktur der Seite müssen sich vermutlich auch die Redakteure noch gewöhnen und als User hat man ohnedies seine Schwierigkeiten, sich in dem flashlastigen, blinkenden Etwas zurechtzufinden. An der Usability müssen sie vermutlich noch ein wenig tüfteln in Berlin. Ziemlich sinnlos ist es übrigens auch, an die Wahl-Berichterstattung lauter kleine veraltete Video-Schnipsel (kein Witz: der kürzeste hat exakt 24 Sekunden!) ranzuhängen. Jetzt, eine Stunde nach Schließung der Wahlergebnisse, finde ich Videos, die mit dem Text „Für Roland Koch geht es heute um alles“ beginnen, unfreiwillig komisch. Video first mag ja eine nette Devise sein. Aber bitte nur dann, wenn das Video auch nur halbwegs so etwas wie Relevanz hat.