Im Sport, so meine Theorie, kann man Dinge ausprobieren, die anderswo ziemlich undenkbar wären. Weil, wenn wir uns ehrlich sind: Wer interessiert sich schon ernsthaft für Sportjournalismus? Sieht man von Blättern der Kategorie SZ oder FAZ ab, leisten sich die meisten Tageszeitungen allenfalls einen Durchsatz von Agenturmeldungen, um den Sport zu bestreiten.
Vermutlich deswegen leistet man sich in diesem Ressort erstaunliche Dinge: Der Deal Kirch/DFL beispielsweise, wonach die Sender vorproduzierte Berichterstattung nehmen und senden müssen, gehört sicher dazu. Die ARD, die ein Radteam finanziert, einen Biographen für den Team-Star abstellt und diesen Star für Interviews bezahlt und gleichzeitig über die ganze Soße mit journalistischem Tarnanstrich berichtet, ist so eine Sache. Und diesselbe ARD, die mal eben im Vorbeigehen behauptet, deutsche Biatlethen seien quasi durch die Bank gedopt, ohne dafür auch nur einen einzigen Beleg zu haben, ist ebenfalls eine Sache, über die man sich nicht genügend wundern kann. Man wundert sich insofern nicht wirklich, dass es den allermeisten nur ein müdes Schmunzeln entlockt, wenn der Fußball-Branchenprimus FC Bayern künftig nur noch vorselektierte Journalisten und Medien wirklich erstklassig informieren und den Rest mit Ware von Stange bedienen will.
Kann man natürlich so gelassen sehen. Ehrlicherweise müsste man dann nur den allermeisten in diesem Ressort das Siegel „Journalismus“ aus dem Namen streichen. Man sollte lebende Mikrofonständer nicht zwingend mit denen gleichsetzen, die ihren Job noch halbwegs ernst nehmen.
Der Sport-Journalismus kommt dann in jene Schublade, wo schon ‚Auto-Motor-Technik‘, ‚Reisen‘, ‚Wirtschaft‘, ‚Gesellschaft‘ und ‚Immobilien‘ zu finden sind.
Du hast schon recht, aber gerade im Moment erschüttert mich ein wenig die Tatsache, dass es offenbar im Journalismus bereits ganze Teilbereiche und Ressorts gibt, die man schlichtweg mit einem Achselzucken abgeschrieben hat.