Es gab in den letzten zwei, drei Jahren zwei Projekte, die man wechselweise mit viel Staunen und mit einer gewissen Grundsympathie verfolgen konnte. YouTube beispielsweise fand ich kurz nach seinem Start spannend. Ich mochte die durchaus anarchische Art und Weise, wie man dort mit Videos umging und war natürlich auch ziemlich happy, dass ich dort Dinge fand, die ich schon lange verschollen wähnte (uralte Schnipsel aus Aktenzeichen XY in schwarzweiß beispielsweise, auch wenn mir klar war, dass diese Dinge mit dem Copyright nur schwer konform gehen). Mittlerweile nutze ich YouTube so gut wie gar nicht mehr. Man hat es, was kein Wunder ist, innerhalb kurzer Zeit geschafft, die Plattform so zuzumüllen, dass es so etwas geworden ist wie das Ebay der Videoplattformen. Klar gibt´s dort unendlich viel – aber auch enorm viel Schrott und ein ziemliches und unsortiertes Überangebot. Und die aufgepixelte Ästethik dieser 60-Sekünder ist nicht zwingend das, was ich mir dauerhaft antun möchte.
Bei der anderen Geschichte, nämlich Joost, dachte ich mir anfangs, das müsse ein Projekt werden, das in der Lage ist, den Fernsehmarkt ordentlich aufzumischen. Inzwischen allerdings ist es um Joost eher still geworden. Man hört nicht mehr sehr viel davon und irgendwie sieht es mir momentan nicht so aus, als könne man da in den kommenden Monaten noch irgend etwas Essentielles erwarten.
Schöne Alternative inzwischen: Miro, ein Opensource-Projekt, das sowohl YouTube als auch Joost ziemlich überlegen ist. Miro bietet deutlich mehr Channels als Joost und ist vor allem ein interessanter Mix aus großen und bekannten Medien (wie beispielsweise die gute alte Tagesschau) und klassischen Web2.0-Komponenten – indem man sich einfach seinen eigenen Channel anlegt und über Miro publiziert. Vor allem bringt Miro schon vergleichsweise viel in HD-Qualität, auch wenn die tagesthemen von gestern abend in der Vollbildfunktion noch ein wenig flau aussehen.
Auch technisch ist Miro eine überaus interessante Geschichte. Miro ist nämlich nicht nur ein Videoplayer, sondern gleichermaßen auch eine Videosuchmaschine und ein Organisationstool, eine Art Tivo für den PC also. Beispiel also: Man gibt als Suchbegriff „Paul Weller“ ein und als Suchchannel „YouTube“. Kurz drauf legt Miro erstens einen ständig aktualisierbaren „Paul-Weller-Channel“ an und listet gleichzeitig alle bei YouTube zu dem entsprechenden Tag gefundenen Videos auf. Abspielen,umbenennen und archivieren geht übrigens auch – sehr einfach sogar. Ebenso wie auch social bookmarking, versenden per E-Mail und all die anderen Spielereien, die im Tuh-Oh-Zeitalter Standard sind. Gute Geschichte also, auch wenn´s auf Vista noch ein wenig hakt (XP geht problemlos).