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BR-alpha „Forum Wissenschaft“ am 10. Oktober 2007

Psychoanalyse und Theologie:
Zwischen Individualität und Gemeinschaft (Teil 2)

Prof. Dr. Martin Balle im Gespräch mit
Dr. med. Werner Huth und Prof. Dr. Dr. Erwin Möde.

in BR-alpha am

Mittwoch, 10. Oktober 2007, 20.15 Uhr
(Wdh. 11. Oktober 2007, 13.00 Uhr)

Der Mensch ist heute bei seiner Suche nach einem sinnerfüllten Leben in einem nahezu unbegrenzten Markt der Meinungen einer Vielfalt von Sinngebungskonzepten ausgeliefert. Längst hat die Theologie das Deutungsprimat für das, was die menschliche Existenz betrifft, verloren. Auf der Suche nach Identität scheinen sich viele Menschen in der schnelllebigen Welt von heute nur mehr über Leistung definieren zu können. Diese Leistung ist nach außen hin zwar messbar. Wer sich jedoch allein über Leistung definiert, erleidet über kurz oder lang einen „burn-out“: Er verliert den Bezug zum eigenen Inneren.

Für den einzelnen Menschen geht es bei der Suche um ein erfülltes Leben um die Wiederentdeckung einer Dimension, die mehr ist als bloßer Egoismus und bloße Leistung. Sie beinhaltet eine Wiederentdeckung des Gemeinschaftlichen, aber auch der existenziellen Verwiesenheit(en) des Menschen, was – so der Theologe und Psychologe Prof. Dr. Dr. Erwin Möde – Angst erzeugen kann.

Die Psychoanalyse kann helfen das wiederzuentdecken, was man Urvertrauen und Grundvertrauen nennt. Dabei geht es in der Therapie für viele zunächst darum, wieder zu entdecken, dass sie in der Welt, in der sie leben, auf andere angewiesen sind. “Wer letztlich nichts besseres im Kopf hat als sich selbst zu verwirklichen, landet auf der Spitze eines Eisbergs”, sagt der Psychoanalytiker und Psychiater Dr. med. Werner Huth: “Letzten Endes muss man sich selbst verwirklichen, aber um zueinander hinzufinden.”

Der Verlust an Intimität und Scham, hat mit dem übersteigerten Leistungsdruck zu tun, dem die Menschen von heute ausgeliefert sind. Der führt zu einer Verengung des Verständnisses von Intimität z.B. auf den sexuellen Bereich. Intimität ist jedoch mehr. “Intimität ist“, so Dr. med. Huth, „ein geschützter Raum der angstfreien Nähe“.

Mit ihren Leistungsforderungen an den Einzelnen birgt die postmoderne plurale Gesellschaft für die Kirche die Chance Menschen wieder mit echten Sinnangeboten für sich zu gewinnen. “Viele Menschen suchen erneut im Religiösen nach Heilsbezügen” sagt Professor Möde. Gerade in dem so wichtigen Bereich der Intimität böten die Spiritualität, aber auch die Psychoanalyse die Möglichkeit, Intimität anders und ohne Leistungsdruck zu erfahren. Psychoanalyse und Theologie können hier neue Lebenswege aufzeigen, die den Menschen Möglichkeiten eröffnen, neues Vertrauen in sich und andere zu finden und sinnerfüllter zu leben.

Der Theologe und Psychologe Prof. Dr. Dr. Erwin Möde lehrt christliche Spiritualität und Homiletik an der Katholischen Universität Eichstätt. Für ihn gehört es zu den vor¬nehmsten Aufgaben der Kirche, die Menschen vor dem „sprechenden Hintergrund der jüdisch-christlichen Offenbarung“ auf ihr individuelles Geschöpfsein und auf ihren Gemeinschaftsbezug zu orientieren, um so Ängste zu relativieren und Gemeinsinn (statt Konkurrenzdenken) zu stiften.

Der Psychoanalytiker und Psychiater Dr. med. Werner Huth war Lehrbeauftragter für Grenzgebiete zwischen Anthropologie und Tiefenpsychologie an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München. Selbstverwirklichung führt für ihn dann zu einem erfüllten Leben, wenn sie auf den anderen hin geschieht. Dr. med. Huth arbeitet als Psychoanalytiker, Psychiater und Meditationslehrer in München.

Unter dem Titel “Psychoanalyse und Theologie – Zwischen Individualität und Gemeinschaft“ analysieren Prof. Dr. Dr. Erwin Möde und Dr. med. Werner Huth in der wissenschaftlichen Diskussionsreihe Alpha-Forum Wissenschaft die Rolle der Gesellschaft und die Chancen des Einzelnen auf dem Weg zu einem wahren Selbstsein.

Moderation: Prof. Dr. Martin Balle, Verleger und Herausgeber der Gruppe Straubinger Tagblatt / Landshuter Zeitung.

Ein ausführliches Internetangebot mit dem gesamten Diskussionstext, den Lebensläufen der Gäste sowie Links und Literaturtipps ist abrufbar in der Rubrik „Wissenschaft“unter :

http://www.br-online.de/alpha/forum/

(Text: Von der Homepage des Moderators)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. burschi

    Ich hab da mal eine Frage: Was sind denn „existenzielle Verwiesenheit(en)“? Ich frag ja nur mal so. Besonders der Plural hat’s mir angetan. Eine Verwiesenheit reicht heutzutage ja nicht mehr, nein, es müssen gleich mehrere sein.

  2. cjakubetz

    Ach, Burschi. Du hast einfach die Intimität als Chance noch nicht begriffen.

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