Ein paar Panels und Diskussionen verfolgt und diverse Ankündigungen für 2008 gelesen. Kurz nachgedacht – danach überlegt: Hat sich 2007 eigentlich irgendetwas geändert, ich meine, immerhin im Hinblick darauf, dass 2007 von ganz vielen Menschen als ein Jahr mit gravierenden Änderungen und Weichenstellungen bezeichnet wurde?
Schauen wir uns mal um.
Citizen Media, Bürgerjournalismus – es wäre übertrieben zu sagen, dass sic dort irgend etwas Essentielles getan hätte. Es gab Hingespinste von Leuten, sie könnten für ein Projekt mit „20 Millionen Reportern“ oder die „größte Redaktionskonferenz der Welt“ in einer Arena machen. Letztendlich ist unter dem Strich herausgekommen, was zu erwarten war: Flops. Unsinn. Im besten Fall: einfach irrelevant. Ich habe keine wirkliche Erklärung dafür, warum ein Projekt wie „Current TV“ in den USA wirklich großartige Ergebnisse hervorbringt und bei uns nichts dergleichen zu sehen ist. Aber die Erkenntnis bleibt, dass der Bedarf der Nutzer und Leser und Zuschauer, sich in irgendeiner Weise an Medien zu beteiligen, möglicherweise viel geringer ist als wie wir das ursprünglich meinten. Zumal man Communitys, Eitelkeiten und Journalismus strikt trennen sollte. Wenn jemand irgendwo seine Fotos oder Filmchen ausstellt, muss das noch lange kein Beleg dafür sein, dass dieser Mensch auch ernsthaftes Interesse an Journalismus hat. Möglicherweise will er einfach nur seine Sachen herzeigen oder seine kleinen Eitelkeiten befriedigen. Das gilt sowohl für Online-Communitys als auch die Versuche von TV-Sendern, die Zuschauer einzubinden.
Online-Medien: Ich hatte es ja schon einmal erwähnt, dass ich die Ankündigungen, den Spiegel von der Top-Position zu verdrängen, weitgehend für heiße Luft halte. Tatsächlich ist es auch so: SPON zieht einsam seine Kreise und dass irgendjemand in der Position wäre, ihn (aus kommerzieller Perspektive) ernsthaft zu attackieren, ist beim besten Wilen nicht in Sicht. Man wollte diskutieren, kommunizieren, man wollte die große Wunderwelt des Web 2.0 und seine Tools bereisen, um Marktfürer zu werden. Übrig geblieben ist nicht sehr viel davon, ein paar ziemlich nette Features bei dem einen oder anderen, zugegeben – aber nichts, was wirklich für Furore sorgen würde. Ob Welt, Focus, Stern – allen gemeinsam könnte die Erkenntnis sein, dass es immer noch der Inhalt ist, der zählt. Man muss allerdings befürchten, dass ein Chefredakteur, der sich hinstellt und sagt: Wir wollen an journalistischen Inhalten und deren Qualität arbeiten, weil wir glauben, dass wir nur über Inhalte und deren Qualität Erflg haben werden – schnell seine Laufbahn im entsprechenden Haus beenden müsste. Man gibt gerne zig Millionen an Beteiligungen an irgendwelchen Plattformen aus, während man sich gleichzeitig inzwischen dafür feiert, dass man eine vollwertige Onlineredaktion auf 25 Leute aufstockt. So viele sitzen andernorts in einer einzigen Feuilleton-Redaktion – umgekehrt sollen 25 Leute ein komplettes, anspruchsvolles Onlineangebot stemmen. Verkehrte Welt.
Und umgekehrt kommt gerade Leo zurück und kapert die Bundesliga – 2007 soll sich wirklich irgendwas Essentielles geändert haben?