Sportjournalismus scheint eine lustige Sache zu sein. Besser gesagt: Eigentlich kann es sich bei Sportjournalismus nicht um Journalismus handeln, zumindest nicht um eine Form, die man halbwegs ernst nimmt. Anders jedenfalls ist es kaum zu erklären, dass das, was sich gerade bei der künftigen Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga anbahnt, von der Branche allenfalls mit einem Schulterzucken wahrgenommen wird.
Geplant ist also jetzt folgendes: Leo Kirch darf wieder Bundesliga machen. In Ermangelung eigener Sender, die ihm der böse Rolf mal weggekickt hat, kann er sie zwar nicht mehr ausstrahlen, aber vermarkten. Dazu gehört, dass er in einem Jointventure mit der DFL die Berichte über die Spiele selbst produzieren darf, die DFL wiederum will zur Auflage machen, dass die abnehmenden Sender das fertige Produkt nehmen und keineswegs versuchen, eigene Wertungen ins und zum Spiel zu bringen. Wie das aussieht, kann man sich vorstellen, denn notabene: Ausgerechnet Ex-Arena-Mann Dejan Jocic darf sich jetzt als Geschäftsführer von Bundesliga-TV probieren. Wer einmal die unerträgliche, marktschreierische Berichterstattung von Arena miterleben durfte und gesehen hat, wie man dort selbst noch einen Gurkenkick atemlos zum Event hochredete, der hat eine Ahnung, was Kirch und die DFL vorhaben: Viel Geld machen, indem man die Bundesliga zur Show macht und praktischerweise sowas Lästiges wie Journalisten aussperrt und sich seine Berichte selber macht (im Übrigen durfte man das jähe Ende von Arena als Fußball-Fan durchaus als Erlösung empfinden, schon alleine wegen Oliver Welke).
Man stelle sich vor: Erwin Huber, Günther Beckstein und Leo Kirch gründeten CSU-TV und würden sich die Berichte von Parteitagen und Wildbad-Kreuth-Memorial-Treffs selber produzieren. Absurd? Natürlich. So absurd wie dieser Bundesliga-Deal.
Persönliche Konsequenz? Selbst wenn ich auf unabhängige Bilder bis tief in der Nacht warten muss, Bundesliga-TV kommt mir nicht ins Haus. Dann lieber Sportstudio. Trotz Poschmann und Steinbrecher.