Erwin Huber ist Niederbayer. Jetzt sind wir Niederbayern es ja gewohnt, dass wir eine Menge prominenter Leuter hervorbringen, sogar der Papst ist zumindest nach Diözesanzugehörigkeit Niederbayer, auch wenn geographisch gesehen dieses Marktl ein paar Kilometer zu weit nach oben gerutscht ist, als dass man es noch einverleiben könnte. Aber wie gesagt, nur minimal.
Trotzdem, es kommt nicht so richtig oft vor, dass einer der Unsrigen Aufmacherthema in der Tagesschau und allen anderen wichtigen Nachrichtensendungen ist. Der Nachfolger von Edmund Stoiber ist er jetzt, es war zwar abzusehen, aber nachdem Seehofer ja auch kandidiert hat (ja, und eine gewisse Frau Pauli auch, aber deren mediales Haltbarkeitsdatum wurde dann heute überschritten), aber trotzdem: spannend war´s in jedenm Fall, nicht nur die Frage nach dem ob, sondern auch nach dem wie.
Goldene Zeiten also für die medialen Platzhirsche in Niederbayern, könnte man meinen. Noch dazu, wo der Parteitag in München und damit quasi vor der Haustür stattfand. Man könnte also eigene Leute nach München fahren lassen, man könnte live via Onlineseite darüber berichten, was gerade passiert, man könnte die ersten Fotos, womöglich sogar einen ersten O-Ton online stellen, für seine Heimatzeitungen nimmt sich Huber im Regelfall ungewöhnlich viel Zeit.
Sie lachen gerade? Utopie, sagen Sie? Ja – Sie haben leider recht. Weder die Passauer Neue Presse noch das Straubinger Tagblatt haben heute nachmittag auch nur eine Zeile über Hubers Wahl geschrieben. Logisch. Am Wochenende ist ja auch niemand da. Für Online schon gleich gar nicht. Und ein Printer, der möglicherweise das Online-Modul mit bedient? Ich bitte Sie, wir wollen ja nicht gleich übertreiben. Reicht ja, wenn auf irgendwelchen Zeitungskongressen Sonntagsreden über den Wandel zu multimedialen Journalismus-Manufakturen gehalten werden.
Und so wurde der Huber Erwin aus Reisbach bei Dingolfing Parteivorsitzender der CSU und alle haben darüber berichtet, SPON, SZ und andere sogar mit Livetickern. Nur die Niederbayern nicht. Die berichten dafür am Montag groß drüber, richtig groß sogar. Muss man sich dann noch wundern, dass Regionalzeitungen im Netz so gut wie keine Rolle spielen und in diesem Medium gerade auf die Größe von Mikroben zusammengedampft werden?