Es gibt, Analogie erwünscht, Quoten-GAUs und PR-GAUs. Bei dem, was SAT 1 in den letzten Wochen angerichtet hat, handelt es sich definitiv um einen PR-GAU (von der Tour mal abgesehen, die war auch ein Zuschauer-Desaster). Und es handelt sich um ein schönes Lehrstück, was, mediales Trommelfeuer vorausgesetzt, beim Normalverbraucher in der Quintessenz so hängen bleibt.
Wenn man die Fachpresse (und nicht nur die) las und wenn man dann auch noch hörte, wie sich Thomas Kausch in der brav stichwortgebenden FAZ so äußerte, konnte man leicht zu dem Eindruck kommen, der deutsche Infokanal schlechthin dampfe mittendrin im Gipfelsturm mit dem weltbesten Anchor an der Spitze die Infoschiene ein. War aber nicht ganz so: Tatsächlich verloren Kausch und seine SAT1-News zunehmend den Anschluss an die Konkurrenz, insbesondere an Kloeppels RTL. Ein Zuschauerrückgang von über 17 Prozent in einem Jahr, ich würde sagen: Erfolg sieht anders aus.
Das allerdings interessiert in einer aufgeregten Öffentlichkeit fast niemanden mehr, übrigens auch manche Medienjournalisten nicht. Stattdessen, Stefan Niggemeier hat es u.a. belegt, hieß es teilweise nicht mal mehr, SAT 1 dampfe die Infoschiene ein, nein, die Kollegen der Netzeitung schrieben sogar den wunderlichen Vorspann, SAT1 habe seine Nachrichtensendung eingestellt. Und das, hier kommt die FAZ mit der großen Flüstertüte, obwohl man gerade beinahe die Tagesschau vom Thron schubste.
Betrachtet man die Sache also in Ruhe, dann stellt sie sich etwas weniger dramatisch dar (ohne irgendwas zu beschönigen, geschweige denn, verschweigen zu wollen, dass SAT 1 seit Martin Hoffmanns Abgang wild schlingernd nach so etwas ähnlichem wie einen Kurs sucht). Aber Tatsache ist: SAT1 am Mittag war ein Boulevardmagazin, wie es archetypischer nicht sein kann. Und die SAT1 Nachrichten des Herrn Kausch hatten ein echtes Quotenproblem. Die Sendung bleibt, Kausch geht – und alles in allem muss man wohl konzedieren, dass es der Sender über Jahre hinweg schlichtweg nicht geschafft hat, sowas Ähnliches wie eine Info-Kompetenz aufzubauen. Die wahnwitzigen Tour-Übertragungen mit den Kommentaren, die gelegentlich den Verdacht erweckten, dass nicht nur die Fahrer bis zur Hutschnur voll seien, haben dazu noch beigetragen.
Ein PR-GAU eben. Denn was bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung? SAT1 bringt keine Nachrichten mehr. SAT 1 wird die Lizenz entzogen.
Und Fußball kommt jetzt auch bei Pro7.
Könntest Du bitte den Apostroph aus der Überschrift entfernen? Ich kann sonst nicht schlafen.
Normal bin ich beim Deppen-Apostroph auch empfindlich. Aber schaut jetzt komisch aus, das. Ähm…da´s.
Die Meldung, Fußball werde künftig auf ProSieben gezeigt, ist zwar nicht der spektakulärste Stunt, den Pro7Sat1 in den letzten Tagen hingelegt hat, für mich aber der verblüffendste. Für das Absetzen von Formaten und das Entlassen von Redakteuren gibt es viele Gründe. Aber warum sollen die UEFA-Cup-Spiele auf Pro7 laufen, anstatt bei Sat1, die ja jahrelang der Fußballsender in der Sendergruppe waren? Denkbar sind doch eigentlich nur zwei Gründe: Entweder, Sat1 geht schon bald mit einer neuen Programmgestaltung für den Abend an den Start und will nicht, dass dieses kurz nach Einführung schon wieder durch Fußballübertragungen unterbrochen wird. Oder: Sat1 wird abgewrackt. Zwei Hauptsender sind teurer als einer, also wird Pro7 das neue Sat1. Siehe auch:
http://drueberschreiber.de/?p=18