Ich glaube, beim Herrn Jörges hat das System. Erst mal ordentlich draufgerammt, Bugwelle samt Pulverdampf erzeugen und dann von eigenen inhaltlichen Schwächen ablenken. So jedenfalls kam es mir meistens vor, wenn ich seine Kommentare im „stern“ gelesen habe, was zu einer Zeit war, als ich mich wenigstens ab und an selbst genötigt habe, in den stern zu schauen. Richtig schlauer habe ich mich danach nicht gefühlt, aber es hat, wie beschrieben, wenigstens ordentlich gekracht und geraucht beim Lesen.
Nach dieser exakt dem Pulverdampf-Prinzip folgenden Attacke gegen die Drecks-Blogs als solche nahm ich mir ein Stück weit die durchaus überlegenswerte Mahnung von Don zu Herzen (ich meine, im Ernst….wenn Don schon mal den Besonnenen gibt, muss man alleine aus diesem Grund schon darüber nachdenken) und hielt mich mit weiteren Wertungen erst mal zurück. Es wäre ja immerhin nicht das erste Mal, dass jemand aus dem Zusammenhang gerissen zitiert wird, obwohl Jörges selbst in seinem ersten Statement bei den zehn hundert tausendreportern des stern nicht eben den Eindruck erweckte, als fühle er sich falsch zitiert. Er habe halt nur was anderes gemeint, schreibt er.
Inzwischen, nach diesem Interview in der Readers Edition wissen wir, was er wirklich gemeint hat und spätestens seit diesem Moment mache ich mir beinahe Sorgen um den stern, ach, was sag ich, um das ganze Haus Gruner & Jahr. Rechtsextreme, antisemitische Hassblogger haben also ernsthaft so großen Einfluss auf die guten Gruner&Jahr-Redaktionen, dass man ernsthaft befürchten muss, sie könnten sie wenn schon nicht kapern, dann wenigstens unterwandern? Oder wie muss man diesen Siele-dicht-Appell demnach verstehen? Ich dachte ja bisher immer, nicht mal eine schlechte Redaktion ließe sich von Hassbloggern unterwandern, und eigentlich dachte ich immer, Blogger könnten ganz generell eine Redaktion nicht unterwandern, weil sie ja mit Redaktionen gar nix zu tun haben, weil sie ja ganz was anderes machen. Außer, sie sitzen in einer Redaktion und schreiben Redaktionsblogs, aber dort, ohje, Herr Jörges, dort beim stern werden doch nicht etwa…? Nein, sicher nicht, aber ähm, nunja, gestatten Sie die Frage:
Haben Sie vor dem Schreiben, dem Buchpräsentieren und dem Interviewgeben auch mal nachgedacht? Nein? Sehen Sie, ahnte ich fast. Weil ich das mit Pulverdampf aus nassem Pulver gut kenne. Aus den „Zwischenrufen“ nämlich.