Vielleicht steckt ja doch noch ein bisschen zu viel sozialisierter Gutmensch in mir – aber bei Titelbildern mit der Schlagzeile „Die ungeliebten Nachbarn – wie die Polen Europa nerven“ (Spiegel) zucke ich unweigerlich noch zusammen.
Und nachdem mir des Spiegels Titelgeschichten in den vergangenen Wochen ziemlich auf die Nerven gehen (Romy Schneider – kommt demnächst eine über die deutsche Ikone Inge Meysel?), könnte es ziemlich gut sein, dass morgen zum ersten Mal seit ca. 20 Jahren der morgige Montag bei mir kein Spiegel-Tag ist.
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Normalerweise habe ich nix gegen polarisierende und menetwegen auch provozierende Titel. Aber das geht mir dann doch etwas zu weit. Ich fürchte, für diese Zeile wird der Spiegel viel Applaus bekommen, und zwar von einer Seite, von der man sich alles mögliche wünscht, nur keinen Applaus. Und dann stelle ich mir noch vor, was in diesem Land los wäre, wenn eine solche Zeile nicht vom Spiegel, sondern, sagen wir, von der Bild käme.
Davon abgesehen: Selbst wenn ich von eigenartigen politischen Tendenzen absehe, ist es einfach nicht meine Erwartungshaltung von einem politischen Nachrichtenmagazin, wenn es komplexe Dinge wie EU-Politik derart banalisiert und trivialisiert wie mit einer Zeile „Die Polen nerven“. What comes next“ Froschfresser nerven? Türken stinken?
Ich denke, dass sie damit vollkommen Recht haben, man darf solche Dinge nicht mit dämlichen Titelbildern kommentieren. Nur leider ist dort schon einiges wahres drann, denn Polen blockiert in Wahrheit sämtlichen Fortschritt in der Eu mit ihrer neuen Haltung. Spanien, dass ebenso viel Macht verliert, sagt nichts. Also was soll dieses dumme populistische Machtgepoltere der beiden Kartoffelköpfe, die noch bei ihrer Mami leben?—> Ahhh, ja man muss ja von seinen inneren Problemen ablenken, und da bietet es sich natürlich super an, die allseits in Polen (ich will nicht verallgemeinern) verhassten Deutschen zum Feind zu erklären und mit dummen Aussagen,“Ich freue mich, dass die deutsche Seite diesmal keine Erpressungsversuche und Drohungen geäußert hat. Also muss man letztlich leider sagen, der Spiegel hat Recht, darf sich aber nicht mit solchen Titelwischen ins Unrecht setzen.