Sorry, liebes Grimme-Institut, wenn ich mit meiner leisen Kritik an der neusten GOA-Nummer etwas zu weit gegangen bin. Der Herr Hagedorn hat´s jetzt in einem Radio-Interview den Unwissenden erklärt, wie so was geht und warum alle Äußerungen in der Öffentlichkeit (und da gabs ja unterm Strich doch ein paar) allenfalls als „Irritationen“ zu werten sind (BTW: Wer gibt eigentlich Kurse in solch wunderbarem Funktionärs-Deutsch?).
So, und nu mal Butter bei die Fische. Sehen wir die Sache doch mal ehrlich: Eigentlich sind so Juryleute und irgendwo auch die Preisträger ziemlich arm dran, weil: Man hat ja nix so von einem Preis, außer Ärger vielleicht. Sagt zumindest der Herr Hagedorn:
Ja, aber Günstlingswirtschaft heißt ja, dass jemand wirklich was davon haben muss. Ich weiß jetzt gar nicht, wer hier wen bestochen haben soll. Die Jurymitglieder haben doch jetzt überhaupt nichts davon. Dieser Preis ist nicht dotiert und so weiter. Also, da gibt es keinen, der von Seiten der Jury, die also da nachnominiert hat, irgendetwas davon haben könnte, jetzt hier irgendwen bevorteilt haben könnte.
Man hat also so richtig gar nix von einem Grimme-Preis? Fragt sich auch der Interviewer und hakt deswegen nach:
Holger Klein: Aufmerksamkeit, die auf einen Freund gelenkt wird?
Spannende Frage. Mit ebenso spannender Antwort:
Friedrich Hagedorn: Ja gut, aber das könnte man ja immer unterstellen.
Ach so.Die Crux der Preisverleihungen im allgemeinen ist es, dass man immer unterstellen könnte, irgendjemand wollte einem anderen Aufmerksamkeit zukommen lassen. Und weil die Welt voll von bösartigen Menschen ist, die solche Unterstellungen gerne mal vornehmen, muss man sich als Institut, dass sich gerne mit dem Attribut „renommiert“ bezeichnen lässt, keine besondere Mühe geben, dass dieser Verdacht erst gar nicht aufkommt. Eine schöne Form des Pragmatismus.
Und schließlich, Freunde, seien wir uns doch mal ehrlich. Wer eine Jury ein wenig zu seinen Gunsten manipulieren will, der muss doch gar nicht erst in der Jury sitzen, das geht auch von außerhalb:
Also da gibt es ja nun doch, kann man sicherlich auch Beziehungen herstellen zu verschiedenen Leuten ausserhalb der Jury. Insofoern könnte das immer zutreffen in diesem Netzwerk von Medienleuten, die sich zumindest um irgendwelche Ecken immer kennen.
Von dem her gilt auch in diesem Fall: Wenn sich eh alle kennen in diesem kleinen Medien-Netzwerk, muss man sich als Institut auch keine große Mühe geben, den Eindruck zu verhindern, es handle sich hier um ein kleines Medien-Netzwerk, in dem sich eh alle keinen. Nur kein Kleingeist, bitte.
Nur über eine Geschichte, lieber Herr Hagedorn, sollten wir eventuell nochmal reden, weil…ähm…nach unserer Erinnerung war das ein wenig anders:
Ja, Mario Sixtus saß ja zum Zeitpunkt, wo dieser Vorschlag gemacht wurde, saß er ja nicht mehr drin.
Also, bisher war doch die Argumentation immer, Herr Sixtus sei, als dieser Vorschlag gemacht wurde, sofort aus der Jury ausgetreten, right? Jetzt sagen Sie, er sei zum Zeitpunkt des Vorschlags schon gar nicht mehr drin gewesen? Ja, aber warum ist er dann überhaupt vorher schon ausgetreten, hellseherische Fähigkeiten eventuell? Oder ist er ausgetreten und eine Millisekunde später kam der Vorschlag? Oder er war doch noch Jurymitglied und Sie haben sich einfach ein bisschen verzettelt in der Argumentation? Würde ja nix machen, Herr Hagedorn, wir haben ja schon festgestellt, dass man sich als Grimme-Institut keine besondere Mühe geben muss, den Eindruck zu vermeiden…wie auch immer, danke für so viel Entertainment, auf die Preisverleihung in diesem Jahr bin ich ganz besonders gespannt.
(via fixmbr, dort findet sich auch das vollständige Transkript)