Seit ein paar Jahren geht das Spiel jetzt schon so: Am Ende ihrer Ausbildung an der DJS landen 15 meistens sehr begabte, sehr kluge, sehr engagierte junge Menschen in einem Online-Workshop, in dem wir dann in inzwischen eineinhalb Wochen ein selbstgedrehtes TV-Magazin multi- und crossmedial aufbereiten. Mit allem, was so dazu gehört, mit Videos, Podcasts, Texten, Fotos, die ganze Klaviatur halt. Eines haben diese Workshops indes gemeinsam: Sie sind immer anderes. Das liegt zum einen an der immer noch rasanten Entwicklung in dem Bereich, die mich regelmäßig an die Zustände an einem Bahnhof erinnert: einmal nicht richtig hingeschaut, ist er abgefahren, der Zug. Wenn ich mir jedenfalls so ansehe, wie das erste Projekt an der DJS aussieht, packt mich das Schmunzeln. Damals fand ich es toll, heute ist es wie ein Blick ins Online-Museum. Dabei ist das gerade en paar wenige Jahre her.
Der zweite Grund für diese wechselnden Ergebnisse ist die Zusammensetzung der Klassen bzw. deren Talente. Ich kann mich an Klassen erinnern, die komplett textlastig waren. In denen die Schüler mit Hingabe an wirklich großartigen Texten feilten und selbst sich noch um vermeintliche Kleinigkeiten wie Bildunterschriften streiten konnten. Dafür hatten sie es nicht so sehr mit dem bewegten Bild. Nicht, dass ihre Sachen schlecht gewesen wären, keineswegs, nur: Man merkte ihnen an, dass es nicht ihr größtes Talent und auch nicht ihre höchste Passion war, TV-Beiträge zu produzieren.
Das war beim letzten Mal anders: drei, vier Leute in der Klasse, die schon vorher viel mit dem Thema Fernsehen zu tun hatten, die spürbar eine hohe Affinität und eine große Begeisterung fürs TV hatten. Dafür war diesmal, im Gegensatz wiederum zur Klasse davor, niemand dabei, der sich wirklich für das Medium Foto begeistern konnte. Auch hier galt: alles nicht schlecht und handwerklich war an den Bildern auch nichts auszusetzen, aber sie waren eben nicht so, dass sie einen vom Hocker geworfen hätten. Solide eben.
Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass sich daran auch in den folgenden Jahren auch nichts ändern wird, nur dass die Verteilung der Talenten und Interessen von Mal zu Mal variieren wird. Was bei näherer Betrachtung auch überhaupt nichts Ungewöhnliches ist. Ich kenne (denke ich zumindest) eine Reihe wirklich ausgezeichneter und auch vielseitiger Journalisten, die ich allesamt für ihr Können und ihre Arbeit aufrichtig bewundere. Ich kenne allerdings keinen, der alle Spielarten gleichermaßen gut beherrscht. Kein Wunder, schließlich müssen gute Kameraleute erstmal jahrelang irgendwo mitlaufen, ehe sie alleine an große Projekte randürfen. Wirklich gute Fotografen lernen vermutlich lebenslang und ein richtig gutes Radio-Feature ist eine hohe Kunst für sich. Wie also soll jemand, der ein guter Generalist ist, auch gleichermaßen ein guter Spezialist sein?
Unterm Strich also: Ich glaube fest an die Zukunft multi- und crossmedialer Journalisten, sie sind das Berufsbild der Zukunft. Nur stoßen auch die ausgefeiltesten Konzepte, die besten Ausbildungen und die talentiertesten Leute an natürliche Grenzen. Die einen früher, die anderen später.