Im Grunde sind sich alle einig: Das Lokale braucht mehr journalistisches Profil, mehr Kompetenz, bessere Visualisierung, lesernähere Themen und Konzepte, weniger unredigiertes Abdrucken bzw. Senden von PR und Pressemitteilungen – alles das eben, was den „richtigen“ Journalismus auch ausmacht. Insofern war der Beitrag des Medienmagazins von B5 am Sonntag schon durchaus treffend; streiten wird sich um die Kernaussagen niemand.
Sie haben nur ein Problem: Sie sind deshalb unstrittig, weil sie der Ursache nicht auf den Grund gehen. Die Analyse ist ungefähr so, als wenn jemand sagt, er sei grundsätzlich für den Weltfrieden. Applaus von allen Seiten, für den Weltfrieden ist schließlich jeder (naja: fast jeder).
Es gibt nichts einfacheres und wohlfeileres, als über die Kollegen im Lokalen herzufallen. Man vergisst dabei nur gerne, dass kaum jemand unter derart unmöglichen Bedingungen arbeiten muss wie kleine und große Lokalredaktionen bei Tageszeitungen (ersetze ggf., auch durch Lokalradio oder Lokal-Fernsehen): Das Personal wird – qualitativ wie quantitativ – häufig so knapp wie möglich gehalten. Fragen Sie mal einen Lokalredakteur, wann er das letzte Mal bei einer Fortbildung war. Und fragen Sie ihn bei der Gelegenheit doch gleich noch nach seinem Archiv, seinen Online-Recherchemöglichkeiten und schließlich ganz am Rande noch nach den Qualitäten seiner freien Mitarbeiter und seiner Praktikanten.
Oder Sie setzen sich gleich mal für eine Woche in eine solcher Redaktion. Ihr Urteil über die Lokalen fällt danach anders aus, wollen wir wetten?