Ich würde gerne mal wieder eine Wette anbieten. Diesmal darauf, dass esin fünf Jahren keine halbwegs ernstzunehmende, journalistisch geprägte Seite im Web mehr geben wird, die ohne ein mehr oder minder orpulentes Bewegtbildangebot auskommt. Das Fernsehen hat spätestens in diesem Jahr sein Monopol aufs Fernsehen verloren. Bewegtes Bild ist inzwischen (fast) immer und (fast) überall zu haben – und es wird mehr und mehr eine Selbstverstndlichkeit werden, es on demand und mobil zu nutzen. Selbst wenn das Handy-TV-Konsortium derzeit etwas bröckelt und ich das bewegte Bild auf dem Handy an der Bushaltestelle eher für eine Nische halte; die Bilder werden bewegter, billiger, besser.
Indes, und das wird die Kunst des Journalisten der Zukunft sein: Der Content muss noch mehr als bisher im richtigen Kontext stehen. Es ist ein fataler Trugschluss zu glauben, dass Zuseher etwas, was sie im Web goutieren, auch im Fernsehen akzeptieren. Konkret: Man mag wackelnde, ruckelnde Filmchen bei YouTube witzig finden – aber in dem Moment, in dem der Zuschauer vor die 80cm-Flachbildschirm-Diagonale im Wohnzimmer wechselt, will er auch den adäquaten Inhalt für den Hightech-Screen. Ruckelfilmchen aus dem UMTS-Handy wird er schnell rauswerfen aus dem Heimkino. Und noch ein Trugschluss: Wenn User es akzeptieren, dass Bilder und Material von Amateuren durchaus charmante Schwächen aufweisen, so werden sie nicht gleichzeitig gewillt sein, dem professionellen Journalismus billigeres und fehlerhaftes Arbeiten durchgehen zu lassen. Im Gegenteil: Der Bedarf an hochwertigem Journalismus dürfte in den kommenden Jahren eher noch größer werden, all den Andere-arbeiten-lassen-Epigonen zum Trotz.