Man kann die Stimmung der Branche manchmal schon daran ermessen, wie die Leute bei der Mediennacht drauf sind. Und wie viele es sind. Und vor allem: welche es sind. Wenn man das also als Maßstab nimmt, dann ging es uns schon lange nicht mehr so gut. Ich kann mich an die Jahre zwischen 2001 und 2003 erinnern, da herrschte eine Stimmung wie bei der inoffiziellen Jahreshauptversammlung von Opus Dei. Viel geheimnisvolles und bedeutungsschwangeres Getuschel, düstere Mienen auf den Fluren und über allem ein klitzekleiner Hauch von Pestillenz. Jetzt aber sind sie alle wieder ganz fröhlich und dazu passt, dass derzeit vielerorts nicht nur Leute gesucht werden, sondern auch flugs mal eben ein paar Prognosen korrigiert werden – nach oben, versteht sich. Irgendwie riecht vieles momentan nach Aufbruch: Das ZDF verkündet eine neue multimediale Inhaltestrategie, ProSiebenSAT1 geht auf Webzwonull-Shoppingtour, man traut sich wieder was.
Umgekehrt bin ich mir aber ziemlich sicher, dass momentan wie in Zeiten der gotthabsieselig-NE die Schnelligkeit vor der Größe kommt resp. Schnelligkeit entscheidend ist. Es gibt immer noch Leute, die mit der inzwischen überausabgedroschenen Phase vom Digital-Tsunami, der da demnächst kommenwerde, unterwegs sind. Das ist wie ein Frühwarnsystem, das nach erfolgter Katastrophe anschlägt. Der Tsunami – wenn man schon dieses unschöne Sprachbild gebrauchen will – ist schon lange über uns weggerauscht. Reden wir also nicht mehr vom drohenden Tsunami, reden wir vom aktuell anstehenden Neuaufbau.