Auch die gute, alte WAZ startet jetzt ein Projekt, das mit Ciztizen Media betitelt werden kann. Man will Print und Online enger verzahnen, Fotos und Material bringen, für das in den beengten Verhältnissen einer Printausgabe kein Platz ist und mal will mit einer mobilen Redaktion wieder näher ran an die Leser. Im übrigen würde ich das alles gar nicht mal zwingend Citizen Media nennen – reden wir von Dialogjournalismus, das trifft es besser.
Abgesehen davon, dass ich von Haus aus skeptisch bin, wenn die gescheiterten New-Economy-Hauptdarsteller plötzlich erstaunliche auf Web 2.0 basierende Geschäftsmodelle entwickeln, eines ist grundsätzlich positiv: dass etablierte Medien plötzlich ihre Leser, Hörer und Zuschauer wiederentdecken.
transit2:
Hallo Herr Jakubetz!
An dieser Stelle nochmals Danke für den spannenden und auch lustigen Gegenpol zu den theoretischen Erläuterungen der Kollegen. Es war sehr schön und spannend den Hype einmal aus menschlicher Sicht (Kündigungen bei Web 1.0) zu hören.
Doch eine Frage (neben den anderen ganz vielen) hat sich für mich nicht ganz erschlossen: Was ist nun professioneller Journalismus im Sinne von »citizen media«? Ist es nicht die blogsphere die alle Themen sehr speziell abbildet und somit (dank Technorati) zum Massenmendium wird. (»wird«, weil es eben noch nicht die Masse erreicht hat)?
Viele Grüße A. Helge
P.S: Wie ein solcher Abend bewegen kann …
Bezugnehmend auf die klingelnde Ohren (und weil sich’s hier leichter kommentieren läßt): Was können wir doch froh sein, daß es Interpretationsvariabilität gibt. Sonst hätten schreibtischverwöhnte Diskurstiger tatsächlich eine Chance. So dürfen die ihre aktionsbasierten Störungen ruhig ausleben, am Schreibtisch, sach ich ma.
Gruß aus Augsburg, war nett, Sie kennenzulernen!
@AMH: Mit professionell meinte ich in erster Linie Profession im Sinne von Beruf. Es gibt ausreichend Blogger, die ebenfalls professionell an ihre Arbeit gehen, nur dass sie dies eben nicht zum Broterwerb tun. Ich würde mich strikt dagegen wehren, den Begriff Citizen Media quasi in einen Kontext mit amateurhafter Publizistik zu stellen. Sehen wir es doch einfach mal ganz gelassen: Was gut ist, findet seine Leser; um alles andere ist es nicht schade. Spielt doch letztendlich gar keine Rolle, ob das von bezahlten Journalisten stammt oder von Leuten, die einfach Spaß an der Sache haben.
@Frl. Heldin: It was a plesure. Meistens zumindest. Das können Sie jetzt so variabel interpretieren wie Sie möchten. Sach ich ma. Und Ihr Blog schau ich mir jetzt genauer an.
Oh, da sollte man sich nicht täuschen. Ich bin selbst erstaunt, wie hochwertig und gut Leute schreiben, die man gemeinhin als Laien bezeichnen würde. Und häufig habe ich auch als vermeintlich professioneller Journalist immer wieder davon profitiert, wenn „citizens“ oder „user“ Aspekte in eine Geschichte gebracht haben, an die ich selbst nicht gedacht hatte. Insofern, meine Rede von gestern: pflegen wir doch einfach einen gesunden Dialog, von dem beide Seiten nicht dümmer werden, und überlegen uns nicht, wer dazu legitimiert sein könnte.