Seit ich wieder ziemlich viel unterwegs bin, zu Lande und in der Luft, haben Zeitungen für mich wieder eine neue Dimension gewonnen. WLAN ist was wunderbares, aber im Flugzeug? Oder in der S-Bahn? Zum schnellen Rausholen und ebenso schnellen Zusammenfalten ist die Zeitung dem Laptop dann doch überlegen und am Handy oder PDA Nachrichten lesen, dafür bin ich dann vielleicht doch zu konservativ und zu zeitungsaffin.
Was mich seitdem aber immer wieder wundert und gleichermaßen auch an meinen Nerven zerrt: Warum nur meint der Großteil der Blätter eigentlich immer noch, eine gute „Eins“ bestehe aus Geschichten und Themen, die ich schon lange kenne? Da herrscht anscheinend immer noch das Verständnis vor, eine Titelseite einer Tageszeitung müsse in etwa so was sein wie die gedruckte Version der Tagesschau vom Tag zuvor. Komische Idee in Zeiten, in denen das Nachrichtengeschäft von elektronischen Medien schneller, zuverlässiger und an (fast) jedem Ort der Welt erledigt wird. Mit dem Ergebnis, dass die „Eins“ der meisten Tageszeitungen die Seite ist, die ich am schnellsten überblättere. Sogar bei der SZ, auch wenn die inzwischen zunehmend mehr Erklär- und Hintergrundstücke draufnimmt: Streiflicht lesen, Aufmacher wegblättern, das Blatt beginnt auf den Seiten drei und vier.
Niemand macht der Zeitung einen Vorwurf aus ihrer technischer Unterlegenheit. Aber das man ausgerechnet auf einem Feld zu punkten versucht, auf dem der Konkurrent einen uneinholbaren Vorsprung hat, lässt bei mir manchmal den Gedanken keimen, es würde den meisten Blättern ganz gut tun, in ihren Chefredaktionen für ein wenig frisches Blut zu sorgen.