Lokales

Musste mich in dieser Woche zwangsweise etwas mit einem uralten Metier beschäftigen: Lokaljournalismus. Und ja, auch wenn es völlig political incorrect ist: Was bin ich froh, damit nichts mehr zu tun zu haben. In der Theorie ist alles wunderbar, in der Praxis ist der Lokaljournalismus in einem ziemlich schauderhaften Zustand. Sowohl für die Leser als auch die Redakteure – beide können mit dem, was da tatgtäglich produziert wird, unmöglich zufrieden sein.

Natürlich könnte, müsste man daraus viel mehr machen. In der Praxis wird dies an dem scheitern, was in den Lokalredaktionen deutscher Zeitungen schon seit Jahrhunderten beklagt wird: chronische Unterbesetzung, schlecht ausgebildete Redakteure, tägliches Absaufen im Strudel des Terminjournalismus. Dazu wenig bis keine Rückendeckung durch Verlag und Chefredaktion, Leser und auch Redakteure, deren Standardargument „Das haben wir noch nie so gemacht“ ist. Wer 15 oder 20 Jahre in diesem Sumpf steckt, sich mit mächtigen Lokalpolitikern und uninspirierten Kollegen auseinadersetzen  muss, der resigniert fast zwangsläufig. Noch dazu, wo er in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht als „richtiger“  Journalist registriert wird. Sie sind Journalist, wie spannend. Wo arbeiten Sie denn? Im Lokalen? Ach so.

Vermutlich wird diesen nicht sehr neuen Beobachtungen auf jedem Panel von engangierten Regionalzeitungsmachern heftig widersprochen und vermutlich gibt es viele gute Argumente, warum der Lokaljournalismus vor einer güldenen Zukunft steht. Ganz bestimmt.

Aber ehrlich gesagt: Nach dieser nur halb gewollten Konfrontation mit diesem Thema in den vergangenen Jahren habe ich die Hoffnung fürs Lokale restlos aufgegeben.

Belehr mich einer  eines Besseren.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Atti

    Vergiss nicht, wo Du herkommst. Und für alle anderen: Man kann es schaffen.

  2. cjakubetz

    Ich hab´s nicht vergessen. Sonst würd ich mich nicht so aufregen.

  3. Matthias

    Hab vor fünfzehn Jahren mal als Lokaljournalist angefangen und habe deshalb heute noch großen Respekt vor den Kollegen. Eine bessere Schule gibt es nicht. Es ist der härteste Job im Journalismus. Und wenn man als Magazinschreiber mal wieder über fehlenden Platz und gekürzte Geschichten jammert – wesentlich aufreibender ist es, am Sonntag für die Montagausgabe fünf Seiten stemmen zu müssen. Besonders im Sommer, wenn partout nichts passiert und die Stadtbad-Reportage schon gelaufen ist…
    Ich glaube aber, dass dem Lokaljournalismus ganz spannende Zeiten bevorstehen. Aber in anderen Formaten, wahrscheinlich eher online. Wobei es vorher nochmal richtig hart werden wird, weil das Tageszeitungs-Geschäftsmodell von Online-Anbietern zerschossen wird. Obwohl das länger dauern wird als gedacht. Hier in den USA laufen interessante Projekte (Bakersfield etc), aber das Interesse der Leute, sich als Citizen-Journalisten zu betätigen, ist eher bescheiden.

  4. cjakubetz

    Ich habe jeden Respekt vor denen, die sich auch nach vielen Jahren noch an guten Lokalteilen abarbeiten. Nach meinem Eindruck ist das allerdings nur eine Minderheit. Leider.

    Und in ein paar Jahren geht dann wieder das große Aufjaulen los, wenn neue Medien mit dem Lokalen auch die letzte Bastion der Tageszeitungen erlegt haben.

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