Ein Redakteur schlägt Susanne Osthoff für den Grimme-Preis vor. Sein Blatt macht daraus dann eine Exklusiv-Geschichte (nämlich die, man wisse exklusiv, dass dem so sei). So was nennt man, unbeschadet dessen, wie viel Absicht hinter dem Tun des Redakteurs steckte, eine konstruierte Geschichte.
Die betroffene Zeitung („Tagesspiegel“) tut das Einzige, was sie in einer solchen Situation tun kann: Sie trennt sich von dem Redakteur und versetzt seinen Ressortleiter, der pikanterweise auch noch in der Kommission sitzt, die über die Vergabe der Preise entscheidet, an eine andere Stelle. Jede andere Entscheidung hätte die Glaubwürdigkeit des Blatts schwer beschädigt.
Ausgerechnet diejenigen, die sonst immer die Glaubwürdigkeit des Journalismus wie eine Monstranz vor sich hertragen, bezeichnen das Vorgehen des Verlags jetzt als überzogen: nämlich der Journalistenverband. Das sind dann wieder die Momente, in denen ich weiß, warum ich Nicht-Mitglied des DJV bin.