Hab mich nach längerer Zeit heute mal wieder mit meinen Podcast-Abos beschäftigt: alte gelöscht, neue abonniert, mal geschaut, was es an Neuem gibt. Wenn man es in Relation setzt zu dem, was Podcasts noch vor einem Jahr waren: sensationell. Es gibt so gut wie nichts mehr, was es nicht auch als Podcast gäbe. Ich war nie ein großer Radiohörer, aber in dieser Form habe ich das Medium für mich wiederentdeckt. Es ist, als ob mir eine gute Fee alle meine Wünsche erfüllt hätte: Ich höre nur noch, was ich wirklich will. Ich muss keine dampfplaudernden Moderatoren ertragen, ich muss mich nicht dem „Das-beste-von-den-70ern-bis-heute“-Gemütsterrrorismus aussetzen. Und ich muss nicht bis 23.45Uhr warten, bis irgendwo ein gutes Feature läuft.
Was mich zu dem Gedanken bringt, dass die Entwicklung von Podcasting exemplarisch stehen dürfte für vieles, was künftig in der Medienwelt passiert. Die ständige Verfügbarkeit, die Möglichkeit, mir meine Mediennutzung bis ins letzte Detail zu personalisieren und gleichzeitig die Befreiung vom Diktat von Programmchefs und Werbekunden – all das, was Podcasting für mich interessant macht, gilt auch für andere Medien, egal ob Online oder Fernsehen. Außer für die konventionelle Form der Tageszeitung. Die wird es auch weiter nicht personalisiert geben und auch nicht frei von Werbezwängen. Ein Problem? Aber ja. Wenn ich künftig mehr und mehr selektieren kann und zu meinem eigenen Programmchef werden kann – warum sollte ich dann noch ein Medium konsumieren, das mir eine vorselektierte Auswahl von Dingen auf den Tisch legt und mich dann mit einem fröhlichen „take it or leave it“ hinterlässt?
Abgesehen davon – die digitale Distribution ist inzwischen so leicht und so schnell zu handhaben, dass sie keinen wirklichen Hinderungsgrund mehr darstellt. Im Gegenteil: Ist es nicht anachronistisch, Informationen, Medien noch mit dem Lastwagen durch die Nacht zu fahren? Und ist es nicht ein Anachronismus, bis 21.15 Uhr zu warten, weil dann SAT1 zufälligerweise was Gutes im Programm hat?