wohin ich schaue, seit tagen lese ich nur noch ein thema: krise auf dem amerikanischen zeitungsmarkt, drastische auflagenverluste, rückgänge im anzeigengeschäft, jetzt auch noch heftige attacken auf das kleinanzeigengeschäft durch google, ebay, craiglist und freunde.
und dann lese ich, durchaus erstaunt, das was dpa heute über den ticker schickt:
Mit verblüffender Gelassenheit hat die Zeitungsbranche in den USA auf den größten Einbruch der Auflagen seit 14 Jahren reagiert. Dem US-Zeitungsverband NAA zufolge sank die Zahl der vertriebenen Zeitungen binnen eines Jahres werktags um 2,6 Prozent, Sonntags sogar um 3,1 Prozent. “Ein scheinbar dramatischer Einbruch, aber im Grunde nur Ausdruck eines Strukturwandels“, meint NAA-Geschäftsführer Brian Steffens. Denn die meisten US-Verlage verdienen zunehmend auch Geld mit ihren Web-Seiten, mit Gratiszeitungen oder anderen Aktivitäten – auch deshalb sind in den USA Zeitungen nach wie vor Goldgruben für ihre Besitzer.
wenn wir mal das angebliche gutes-geld-verdienen mit webseiten beiseite oder zumindest einfach mal so stehen lassen, dann gibt es noch einen entscheidenden anderen grund, warum die verleger in den usa noch nicht in zähneklappern ausbrechen: mit umsatzrenditen von 20 prozent bewegen sie sch in einem bereich, von dem beispielsweise deutsche kollegen nur träumen können. das ist zwar noch lange kein grund, diesem treiben tatenlos zuzusehen, immerhin aber lässt sich mit solchen traumhaften renditen im hintergrund ein strukturwandel leichter bewältigen, als mit den eher dünnen margen, die im deutschen zeitungsgeschäft erzielt werden. anders gesagt: amerikanische verlage stehen tendenziell vor dem luxusproblem, dass die ihren investoren zu wenig marge abwerfen. deutsche verlage stehen vor dem problem, dass ein drittel von ihnen inzwischen als existenziell gefährdet gelten, da reden wir margen gar nicht mehr.
und auch die eingangs zitierte erkenntnis, dass wir einen elementaren strukturwandel hat sich hierzulande nicht überall durchgesetzt. zumindest, solange der zeitungsverlegerverband gönnerhaft mitteilen lässt, dass im web inzwischen auch ernstzunehmender journalismus stattfindet, lässt das nicht auf wirklichen erkenntnisgewinn schließen.