warum ich meinen dozentenjob an der djs so liebe? einfache antwort: weil ich meistens nach einer unterrichtswoche schlauer wieder herauskomme als die schüler. keine sorge, ich bemühe mich, die leute in den klassen nicht zu verblöden – der hintergrund ist ein anderer: wenn man eine woche lang vor 15 klugen köpfen bestehen will, muss man die dinge, die man manchmal als gottgegeben zu predigen geneigt ist, hinterfragen, reflektieren. und wenn man es nicht selbst macht, wird man von den studenten kurzerhand dazu genötigt.
aha-erlebnis der vergangenen woche in der 41 a: ein paar charts mit zukunftsprognosen und potenziellen tendenzen vorbereitet. genau bis zum dritten chart gekommen, und dann die ersten zwischenrufe, einwände, proteste. und der freundliche vermerk, dass man doch sehr hoffe, es würde nie so kommen, wie hier von mir prognostiziert.
was hatte ich denn schlimmes gesagt? nicht mehr als das, was zumindest bei denen common sense ist, die sich aus neutraler sicht mit den dingen beschäftigen: dass printmedien und dabei insbesondere tageszeitungen in den kommenden jahren als auflage, einfluss, bedeutung verlieren werden; bei einem gleichzeitigen proportionalen anwachsen von elektronischen resp. neuen, online- und mobilen medien. dass sich vulgo zeitungen schon ein bisschen mehr einfallen lassen müssen als ein herzhaftes „weiter so!“.
nachdem mich mindestens 12 augenpaare so anstarrten als hätte ich einer nonne von kopulierenden ferkeln in latex erzählt, den entschluss gefasst, zuhause nochmal nachzusehen, ob nicht doch ich es bin, der sich täuscht: was weiß man schon?
recherche also (logisch) beim netzwerk recherche. interessante (und letztendlich) zahlen über mediennutzung in europa bei 14-29jährigen. fernsehen demnach mit einem anteil von 31 prozent (noch) ganz vorne, dann radio mit 27 prozent – und dann schon direkt dahinter online, mit weiter rasant ansteigender tendenz.
zeitungen – marginalisiert irgendwo im gerade noch zweistelligen bereich. statistisch auf dem weg in die bedeutungslosigkeit; die gefühlte bedeutungslosigkeit in dieser altersgruppe ist vermutlich noch viel größer.
gleichzeitig übereinstimmende erkenntnisse von wissenschaftlern: es gibt eine latente unzufriedenheit und dito ein ebenfalls latentes misstrauen gegenüber etablierten medien, was nebenbei eine ebenso hübsche wie plausible begründung für den hype um blogs und podcasts ist.
unschöne voraussetzungen also speziell für tageszeitungen: von einer jüngeren generation als unsexy empfunden, bedacht zudem mit misstrauen und unzufriedenheit. müßig, jetzt darüber zu spekulieren, welche versäumnisse in den letzten jahren gemacht wurden; es waren viel zu viele. dass es aber mit daem erwähnten herzhaften „weiter so!“ nicht getan sein dürfte, müsste nach der allmählich abdankenden generation der mittfünfziger in jedaes potenzielle chefredakteurs- und verlangschefs-hirn rein.
und wenn´s nicht ins hirn geht, dann viel spaß beim weg ins minderheiten-ghetto.
die ergebnisse der nr-recherchen gibts übrigens als pdf zum download hier.