Aktuell sind das wieder die Tage, an denen ich mein Glück irgendwie nicht fassen kann. Weil dieses komische Buchding jeden Tag konkreter wird und ich immer noch auf den Tag warte, an dem mich jemand sanft auf die Schulter stuppst und sagt: Lass das mal besser bleiben, das wird eh nix. Dabei haben wir in acht Tagen schon unser Autorenreffen und so wie es aussieht, werde ich mit dem großartigen Jochen Markett nicht einmal alleine da sitzen. Es kommen also wirklich Leute an einem Samstag aus ganz Deutschland nach Berlin, um sich in ihrer freien Zeit über ein Buchprojekt zu unterhalten und so richtig daran zu arbeiten. Und was heißt hier aus ganz Deutschland: Gerhard Rettenegger setzt sich an seinem freien Samstag in Salzburg in eine Maschine, um teilnehmen zu können.
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Vor mir liegen inzwischen auch ziemlich viele Exposés der Autoren. Und ich würde gerne, weil es ja doch ein etwas anderes Buchprojekt werden soll, folgendes machen: jeden Tag eines dieser Exposes hier posten und es zur Diskussion stellen. Ich freu´mich, wenn´s Anregungen und Kritik gibt — aber was mir mindestens genauso wichtig ist: Ich möchte ganz gerne auch dokumentieren, dass wir wirklich ziemlich ernsthaft arbeiten. Die Reihenfolge der Exposés ist ziemlich willkürlich und umfasst keinerlei Wertung.
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Die erste Idee kommt von Dirk von Gehlen, Redaktionsleiter jetzt.de, und so ganz nebenher ein furchtbar kluger Kopf und zudem irgendwie erschreckend nett (erschreckend deswegen, weil ich mal eine Zeit lang dachte, kluge Köpfe könnten unmöglich auch noch nett sein). Dirks Idee bzw. Thema geht so:
Kurz nachdem er im Frühjahr als „Director of Global News“ bei der britischen BBC benannt wurde, schreibt Peter Horrocks seinen Journalisten eine Mail, in der er ihnen den grundlegenden Wandel benennt, den das so genannte soziale Web für den Beruf des Journalisten bedeutet: „Die Nutzung von Twitter und Facebook“, schreibt Horrocks, „ist nicht mehr ihrem eigenen Ermessen überlassen, sondern Bestandteil ihrer Arbeit. Es tut mir leid, aber ich muss das so sagen: Sie erledigen Ihren Job nicht anständig, wenn Sie sich damit nicht befassen.“
In meinem Kapitel möchte ich aufzeigen, dass Peter Horrocks Recht hat und dass die Rede von den so genannten sozialen Medien mehr ist als nur ein weiterer Trend des noch jungen Mediums Internet. Es geht um die ganz konkreten Folgen für die Arbeit als Journalist und Medienschaffender. Peter Horrocks beschreibt dies so: „Sie sollten die Auswirkungen dessen beobachten, wie unsere Inhalte weitergenutzt werden.“
Was heißt das konkret? Ich zeige Arbeitsbeispiele, so genannte Best Cases und Fälle, in denen der Dialog gründlich misslungen ist. Dialog heißt in diesem Kontext aber auch Weitererzählen, Sharen und Verbreiten. Deshalb wird es in meinem Kapitel auch um die Frage gehen, wie das Verteilen der eigenen Informationen und Texte über Twitter, Facebook und vergleichbare Kanäle unsere Vorstellung vom Helikopter-Journalismus (Tichy) verändert.
Anmerkungen, Anregungen? Jederzeit gerne. Und natürlich auch auf unserer Facebook-Seite, weil es ja irgendwie leicht irre wäre, ein Kapitel zu diesem Thema bringen zu wollen, ohne es auch genau dort diskutieren zu lassen.
Sehr geehrter Herr Jakubetz,
ich bin mal gespannt, was für ein Buch das wird. Aber tun Sie mir den Gefallen und fahren Sie Ihre Ehrerbietung vor all diesen furchtbar klugen Leuten, die Sie für das Ding gewonnen haben, und die auch noch alle ganz wahnsinnig nett sind, mal zurück. Sie müssen auch nicht so bescheiden sein und andauernd so tun, als würde das alles nichts. Machen Sie einfach mal. Zu dem Exposé des grauenhaft klugen und netten Dirk von Gehlen fällt mir so viel nicht ein. Ganz ausgereift klingt es nocht nicht, auf jeden Fall aber schrecklich klug.