Es ist jedes Mal das gleiche Spiel: Immer, wenn ich von Veranstaltungen zurück komme, in denen die Zukunft des Journalismus oder gleich irgendwie das Große und Ganze diskutiert wird, spekuliere ich insgeheim darauf, mich hinsetzen zu können — und den einen, den tödlichen, vernichtenden Blogbeitrag schreiben zu können. Den einen, der die Erkenntnise zwingend und charmant zugleich zusammen fasst, mitsamt ceterum censeo: Das ist es, liebe Freunde, so wird´s gemacht, so ist das. Und nicht anders. Blöd nur, dass das bisher nie vorgekommen ist.
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Daran hat sich auch nach „Besser Online“ am Samstag in München ungefähr nichts geändert. Die eine, allgemein gültige Erkenntnis gibt es nicht, außer vielleicht die: Es wird munter weiter diskutiert, die Grundsatzdebatten zwischen Onliner und Offlinern halten unvermittelt an. Wenn es nicht jede Menge Geld für´s Phrasenschwein bedeuten würde, man könnte noch hinzufügen, dass jedes Dinge zwei Seiten hat und dass die Wahrheit nur selten schwarz oder weiß, sondern meistens elendig grau ist.
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Ich würde auch gerne mal so richtig bashen können. Markus Hündgen beispielsweise, auf dem Panel zum Thema „Crossmediales Arbeiten“ neben mir, prophezeite den absehbaren Untergang von Tageszeitungen innerhalb von drei Jahren. Das nenne ich mal ´ne Punchline! Und wenn man weiter punchen wollte, würde man den Verlegern und Geschäftsführern und Chefredakteuren mal ordentlich eine mitgeben und ihnen komplettes digitales Unverständnis vorwerfen und mit unnachahmlicher „I hate to be right“-Attitüde hinreiben, dass man es ihnen ja schon immer gesagt hat. Dummerweise bin ich kein sehr guter Punchliner (das ist vermutlich auch der Grund, warum ich nie so berühmt wie, sagen wir, Sascha Lobo werde). Meine Vermutung, dass man es sich mit einem fröhlichen Draufhauen auf Verleger et al (so viel Spaß das manchmal auch macht) etwas arg leicht macht, ist mir in manchen stillen Momenten und in einem ehrlich gesagt sehr erhellenden Gespräch hinter den Kulissen (ich verrate nicht, mit wem) wieder klar geworden. Auf die Gefahr hin, künftig von allen Podien dieser Welt ausgeschlossen oder ggf. mit faulen Eiern beworfen zu werden: Ich werde die Befürchtung nicht los, dass auch viele aus unseren eigenen Journalisten-Reihen noch nicht angekommen sind im digitalen Zeitalter. Ich habe viele Fragen gehört, von denen ich es im Jahr 2010 für völlig unmöglich gehalten hätte, dass sie von Journalisten gestellt werden. Ich habe gruselige Argumente gehört und hatte stellenweise den Eindruck, wir seien immer noch im Jahr 1998. Fehlte nur noch, dass irgendjemand mal gesagt hätte, dieser Hype um das Internet lege sich bald wieder. Und wahr ist ja leider auch, dass ich bei einer dann doch erstaunlichen Anzahl von Menschen das Gefühl nicht losgeworden bin, dass auch sie von einer Ankunft in der digitalen Welt noch ein gutes Stück entfernt sind.
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Wie digital sind wird? Ich frage mich das oft, schon allein deswegen, weil ich viele Seminare und andere Veranstaltungen mache, bei denen die Grundsatzfrage ist, was ich voraussetzen kann und was nicht. Auch nach einigen Jahren bin ich zu keinem stimmigen Bild gekommen. Weder könnte ich sagen, dass die Grenze zwischen digital und analog mit der Grenze zwischen jung und alt gleichzusetzen sei. Noch könnte ich wirklich behaupten, dass sich die Waage mit jedem Jahr mehr der digitalen Fraktion zuneigen würde. Ich mache ja nun doch schon einige Jahre meinen Job an der DJS, bin aber immer wieder überrascht, dass sich selbst in den letzten zwei, drei Jahren immer noch Klassen mit wirklicher Online-Überzeugung mit solchen mischen, die das digitale Leben mehr über sich ergehen lassen als dass sie wirklich an ihm teilnehmen würden. Ich kenne 40jährige, die das Netz und die Digitalisierung in all ihren Facetten begriffen haben und 20jährige, die analoger leben als ein Lokalredakteur bei einem Anzeigenblatt in Ostwestfalen-Lippe. Das ändert zwar nichts daran, dass ich jedem Digital-Verweigerer, egal welchen Alters, die Zukunftsfähigkeit absprechen würde. Aber erstaunlich darf man das ja trotzdem finden.
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Es geht, Achtung Pathos, um Geisteshaltung, so viel habe ich nach diesem Besser-Online-Samstag verstanden. Die Frage nach dem journalistischen und meinetwegen auch digitalen Handwerk stellt sich gar nicht so sehr. Journalismus muss man handwerklich beherrschen, keine Frage. Daran hat sich nichts geändert und daran wird sich auch nichts ändern. Es nutzt nur herzlich wenig, dieses Handwerk zu beherrschen, wenn man die Paradigmenwechsel nicht begreift. Auf dem Crossmedia-Panel beispielsweise sprachen wir davon, dass das Netz ein Kommunikations-Medium sei und kein klassischer Distributionskanal. Trotzdem war dann ganz viel wieder die Rede von so hübschen Dingen wie der „Hörerbeteiligung“, die ja schon für sich alleine genommen ein verräterischer Begriff ist. Der Hörer darf auch ein bisschen was beitragen, aber das Programm machen immer noch wir. Vermutlich gibt es in diesen Fraktionen auch noch eine ganze Menge Menschen, die erstaunt schauen würden, würde man ihnen erklären, dass der „Leserbrief“ ein Relikt von vorgestern ist. Aber wie, bitteschön, lehrt man Geisteshaltung?
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Zu dieser Geisteshaltung würde es auch gehören, endlich zu begreifen, dass auf längere Zeit hin dieses Entweder-Oder-Denken unsinnig ist. Ebenso, wie dieser verzweifelte Versuch, alles in Regeln, in Anleitungen, Excel-Tabellen, Zeit-Kalkulationen zu packen, zum Scheitern verurteilt ist. Man erntet ja jedes Mal erstaunte und manchmal auch unzufriedene Blicke, wenn man jemandem als heißen Tipp zum Thema Soziale Netzwerke und Blogs mitgibt, es doch einfach mal auszuprobieren. Ich habe immer den Eindruck, da sitzen auf solchen Veranstaltungen gerne mal Leute, die mit gezücktem Bleistift und Block auf den Knien auf die zehn goldenen Regeln für ein erfolgreiches Blog warten. Oder eine Gebrauchsanleitung zum Twittern. Das sind dann vermutlich auch die, die mit großer Erwartungshaltung in so unsinnigen Seminaren wie „Texten für das Internet“ sitzen. Und diejenigen, die bloggen für unsinnig halten, weil man ja für einen Beitrag keinen unmittelbar zurechenbaren Erlös bekommt und deswegen bloggen als kostenlose und somit sinnlose Arbeit sehen. Fragen, mit denen ich am Samstag konfrontiert wurde: Wie viel Zeit ich ins bloggen investieren würde (vor dem Hintergrund, wie sich das mit einem 8-Stunden-Tag vereinbaren ließe), welche Strategie ich bei Facebook oder Twitter verfolgen würde.
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Ich kann ja sogar ganz gut verstehen, wenn jemanden meine Antwort, dass sich bei meiner Arbeitsweise die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit weitgehend auflösen würden und ich natürlich auch mal nachts um 12 am Rechner sitze, nicht gerade glücklich macht. Das muss man keineswegs mögen und wer das nicht mag, sollte es schlichtweg und tunlichst bleiben lassen. Man wird dann eben kein „digital native“, das ist die Konsequenz daraus. Nur: Beides zusammen geht nicht. Das Internet fährt sich nicht um 17 Uhr runter, das Internet hat kein Wochenende, das Internet ist alles und nichts, das Internet ist, wenn man so will, das gesamte (journalistische) Leben. Nirgendwo ist dieses absurde analoge Denken im digtalen Leben so schön erkennbar wie bei der Kommentarfunktion von sueddeutsche.de: So sehr man die Überlegungen der Redaktion dahinter nachvollziehen kann, so absurd ist es. Bitte kommentieren Sie werktags zwischen 8 und 20 Uhr. Das ist analoges Leben in Reinkultur.
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Und ja, dieser ganze Regelquatsch, diese anscheinend unstillbare Sehnsucht, Dinge mit Formalia belegen zu wollen, sie unbedingt definieren und steuern zu wollen, auch der kam immer wieder auf (und ich stelle fest, zunehmend ungnädig zu reagieren, was eigentlich so gar nicht zu mir passt). Die Frage danach, wie lang ein Text „im Internet“ sein darf, würde ich am liebsten nie wieder beantworten, sondern den Fragesteller lieber nötigen, ein Glas saure Milch auf ex zu trinken. Wie lange darf ein Video im Internet sei, wie lang ein Audio? Und warum steht bei Twitter immmer so viel Quatsch? Ja, warum nur? Weil Sie vielleicht die falschen Leute lesen, die diesen Quatsch schreiben? Weil Sie keime wirksamen Filter eingebaut haben? Und wie lange darf das ganze Zeug denn nun sein? Ich wäre wirklich glücklich, könnte man sich darauf einigen, dass künftig der einzige Längen-Maßstab im Netz ist, ob eine Geschichte gut und ist und bis zu ihrem Ende trägt – oder eben auch nicht. Mir doch egal, ob das 2 Minuten, 5 Minuten sind – oder eine Stunde. Besonders abstrus fand ich dann die Debatte darum, ob das iPad nicht ein Gerät sei, dass zu Entschleunigung und somit (Verleger, ick hör euch…) wunderbar zum Lesen geeignet sei. Dabei kumuliert die ganze Veränderung in den Medien nirgendwo so schön wie im iPad. Das iPad ist alles und nichts, das iPad ist, was man selber draus macht. Wie das Internet, wie die Medien, wie das ganze Leben. Wer Vorschriften braucht, bleibt besser da, wo es Vorschriften gibt.
„Nur: Beides zusammen geht nicht. Das Internet fährt sich nicht um 17 Uhr runter, das Internet hat kein Wochenende, das Internet ist alles und nichts, das Internet ist, wenn man so will, das gesamte (journalistische) Leben.“
Quod errat demonstrandum:
Stunden nach der Abschlussveranstaltung der größten Münchner Demo seit anno Tobak, genauer gesagt um 23.50 Uhr, berichtet SZ- Online (im Rahmen einer Klickstrecke):
„Bei der zentralen Kundgebung auf dem Odeonsplatz war zum Abschluss ein Open-Air-Konzert mit Musikern wie Hans Söllner, Haindling und den Biermösl Blosn geplant.“
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen/politik/anti-atom-demo-in-muenchen-gegen-die-atomkraft-1.1010206-6
Und die Abendzeitung sekundiert zur gleichen Zeit:
„Auf einer zentralen Kundgebung auf dem Odeonsplatz wollten ab 15.30 Uhr unter anderem auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der bayerische Grünen-Chef Dieter Janecek und der Oberösterreichische Landesrat Rudolf Anschober (Grüne) sprechen. Außerdem war ein Open-Air-Konzert mit Musikern wie Hans Söllner, Haindling und den Biermösl Blosn geplant.“
http://www.abendzeitung.de/muenchen/218617
Hmm, und was ist das nun für eine Geisteshaltung? Eine geistig umnachtete?
verschenke ein überflüssiges „r“ aus „errat“…
Gerade für die sueddeutsche.de suchen sie ja nun jemand Neues, und wenn ich das nicht falsch verstanden habe, ist der gesuchte Online-Chef auch gleich der Print-Ansatz-Reformer, also im Grunde ein Chefredakteur neuen Typs.
Errare humanum est. 😉
Nix Pathos, Christian! 😉 Dein Stichwort Geisteshaltung ergänze ich gerne mit Begriffen wie Neugier, Spieltrieb, Entdeckungslust. Alles Bausteine aus dem mentalen Bastelkasten, die für Journalisten unverzichtbar sind. Und trotzdem laufen in Redaktionen, Verlage und drumherum erschreckend viele Journalisten herum, denen das völlig abgeht, on- wie offline übrigens.
„Ich kenne 40jährige, die das Netz begriffen haben…“ is‘ ja doll! Davon laufen eine ganze Menge durch die Gegend. Äusserlichkeiten sind schlechte Filter für die jounalistische Wahrnehmung.
Danke für diesen Text, der in gängigen Online-Zeitungen gekürzt worden wäre, weil viel zu lang für den Internet-Leser. Der hört ja angeblich nach 3000 Zeichen auf zu lesen.
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Das ist das Beste, was ich seit Langem zu Analog/Digital bzw. On-/Offline gelesen habe. Vielen Dank dafür.
Ich befürchte, es gibt mehr 40jährige, die das Netz verstanden haben, als 20jährige. Genertion C64 lässt grüßen. Ein Internet Text darf maximal 120 Zeichen haben. Ein Blog Titel, mittlerweile 72 Zeichen aber nur weil Google so nett war, die Titlelänge zu erweitern. Amen.
…immerhin ist der paradigmenwechslel von offline zu online auch einer von zentralmacht resp. -verteilung und damit geld(verdien)macht zu demokratischen grasroot auf jeden fall von unten nach oben kommunikationsformen…
„Auf die Gefahr hin, dass du künftig von allen Podien dieser Welt ausgeschlossen oder ggf. mit faulen Eiern beworfen wirst“? Träum weiter … und stell dich bitte darauf ein, dass wir dich auch 2011 wegen „Besser Online“ fragen werden! 😉
Genau meine Meinung! Wenn „wir“ anfangen das Netz und alles was mit dran hängt, zu regulieren – in welcher Form auch immer – dann verkommt es irgendwann zum Unterhaltungsmedium 2.0 doch grad durch das Netz haben wir die Chance uns davon zu befreien, von dieser häßlich ekelhaften „thank god it’s friday“ Spaßgesellschaft.
…vielen Dank für diesen super Artikel. Er spricht mir aus dem Herzen! Auch ich habe mich gestern auf dem Kongress gefragt, ob wir tatsächlich das Jahr 2010 schreiben. Bei all den Ängsten vor dem „bösen, unbekannten“ Internet muss man sich wirklich Sorgen um die Jornalisten der Zukunft machen!
… da schließe ich mich vorbehaltslos meinem Vorkommentator PJebsen an 😉
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@Nicole Kiefer: Am meisten hat mich erschrocken, dass bei einer kleinen Pausenunterhaltung mit den Ansbachern alle mit dem Kopf schuettelten, als ich sie nach Twitter gefragt habe. Ich hoffe ja, dass ich da einfach die falsche Gruppe angesprochen hatte…
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Auch zum Thema: http://www.profil.at/articles/1040/560/279399
hm, „Dummerweise bin ich kein sehr guter Punchliner … Meine Vermutung, dass man es sich mit einem fröhlichen Draufhauen auf Verleger et al (so viel Spaß das manchmal auch macht) etwas arg leicht macht, ist mir in manchen stillen Momenten und in einem ehrlich gesagt sehr erhellenden Gespräch hinter den Kulissen (ich verrate nicht, mit wem) wieder klar geworden.“
da bin ich mal gespannt, bislang spielst Du ja in der Bundesliga unter den Verlags-Draufhauern
„Ich habe immer den Eindruck, da sitzen auf solchen Veranstaltungen gerne mal Leute, die mit gezücktem Bleistift und Block auf den Knien auf die zehn goldenen Regeln für ein erfolgreiches Blog warten. Oder eine Gebrauchsanleitung zum Twittern. Das sind dann vermutlich auch die, die mit großer Erwartungshaltung in so unsinnigen Seminaren wie „Texten für das Internet“ sitzen.“
Also da frage ich mich schon, wie man sich wundern kann, wenn man als Journalistenausbilder und Experte, der sich viel auf Podien rumtreibt, nach Tipps oder Best-Practice-Beispielen oder auch Regeln gefragt wird. Die Antwort: „Alles ist anders, alles ist eigen, probiert es doch einfach aus“ finde ich arg bequem und auch ein bisschen feige. Da hat wirklich niemand was davon. Man kann durchaus Regeln aufstellen, übrigens auch für Seminare wie „Texten fürs Internet“, die dankbar aufgenommen werden, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Und zum Schluss: Ein „digital native“ kann man in der Tat nicht werden, auch Du nicht, ein „digital native“ ist, wer in den Neunzigern geboren wurde, alle anderen – auch Du und ich – sind „digital immigrants“ oder meinetwegen noch „early adopters“.
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@ cj
Die Frage, „…wie sich das mit einem 8-Stunden-Tag vereinbaren ließe“, hat doch hoffentlich kein Freiberufler gestellt!
„…welche Strategie ich bei Facebook oder Twitter verfolgen würde…“ finde ich da schon weniger bescheuert. Beide Kommunikationskanäle stehen nun mal für den Trend, mit einer Sache, die alle machen, einfach mal loszulegen, ohne selbst den Hauch einer Idee zu haben, was man eigentlich will. Das mag ja für ein Hobby ganz nett sein, aber wir Profis dürfen schon gerne vorher nachdenken, was uns das bringt – und was uns WAS bringt.
@ Bernd Oswald
„Ein “digital native” kann man in der Tat nicht werden, auch Du nicht, ein “digital native” ist, wer in den Neunzigern geboren wurde,“
Mit Verlaub, diese Definition ist der größte Unsinn, den ich seit langem gelesen habe. Ja, meine Kinder sind mit Computern aufgewachsen, aber mit den alten, die ich ausrangiert habe. Wer hat ihnen wohl beigebracht, damit umzugehen? Ihr Wissen über IT ist sehr selektiv: Sie wissen, wo sie im Web das finden, was sie interessiert, und sind schneller an bestimmten Eingabegeräten. Warum was wie funktioniert, wissen sie noch lange nicht. Sie sind in der komfortablen Situation, ausgereifte Technik einsetzen zu können, ohne sich mit dem theoretischen Unterbau plagen zu müssen.
Ich gehöre der Generation an, die während der Schulzeit in den Siebzigern fasziniert miterlebt hat, wie die Digitaltechnik in die Welt kam. Wir standen nach der Schule in der Kaufhalle (Westdeutschland) am Stand mit den Taschenrechnern, zogen Wurzeln und tippten die Zahl 7353,315 ein, die bei umgedrehtem Display „Sie Esel“ ergab. Unser Physikpauker hatte einen der ersten wissenschaftlichen Taschenrechner von HP oder Texas Instruments. Wir Alten haben miterlebt, wie Steve Jobs und Bill Gates mit ihre frisch gegründeten Firmen bekannt wurden und wie die ersten Gedanken über Onlinedienste in die Welt kamen. Videotex (an die Natives: wirklich ohne t hinten, siehe Wikipedia) nannte man das damals.
Zu behaupten, „alle anderen“ seien „digital immigrants oder meinetwegen noch early adopters”, ist so lächerlich, als würde man den Indianern nachsagen, sie seien Einwanderer in die USA.
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@ujf: Was die „Strategie“ in den Sozialen Netzwerken angeht, habe ich mich deswegen gewundert, weil Kommunikation ja nicht zwingend einer Strategie folgen muss, so lange sie authentisch und offen ist. Ich habe keine Strategie im Sinne von: definierte Twitterfrequent, bestimmte Uhrzeiten, Excel-Tabelle mit den Tweets für die kommende Woche. Und mir schienen viele Fragen am Samstag genau auf das rauszulaufen. Die Frage nach den 8 Stunden fände ich übrigens auch bei jemandem mit Festanstellung etwas merkwürdig. Und danke für die Antwort zum Thema „digital natives“.
@Bernd: Ich warte ja immer noch auf die eine Regel, die mir belegt, was am Texten „fürs Internet“ anders sein soll als am Texten für gute Texte, dir irgendwo stehen. Ich lasse mich aber gerne überzeugen, wenn du eine hast.
@ cj
Vielleicht versteht Bernd ja unter einem guten Internet-Text, dass er nicht mehr auf das Glücksgefühl beim menschlichen Leser hin optimiert ist, sondern auf schnöde Googleranks. Wirtschaftlich mag das schlau sein, journalistisch befriedigend ist es nicht.
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Erst mal vielen Dank für den guten Text.
Ich frage mich, ob die Kommentatoren, die das Internet als so wichtiges Arbeitsmittel ansehen, auch Schlange stehen, wenn es um Netzneutralität und das Bestehen des freien Netzes geht? Denn die Qualität künftig zu veröffentlichender Beiträge wird ganz entscheidend davon abhängen, ob es offen und frei bleibt oder zu einem reglementierten und limitierten Unterhaltungsmedium verkommt.
Ich bin 51 und von Anfang an im Netz, als es noch DarpaNet war. Jetzt eben lerne ich zum gefühlt zehnten Mal um. So what?!
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